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34 Ersteigung dc« Großglockners,
einer Hegen Norden zu überhängenden Einwand. Nur ist diese letztere
noch höher als jene anf der kleinen Spitze, und deshalb ist erst bei-
läufig 10 Fnß unter ihrer obersten Linie der Varomcterkasteu auf dem
Südabhange dort angebracht, wo man festcö Gestein nutcr dein S6)nce
fand, an das man ihn mit Klammern befestigen konnte.
Ihm zunächst nahmen wir unsern Sitz, der freilich manches zu
wlmschen übrig ließ, denn es war eben nur ein durch das Gewicht
unserer eigenen Körper zubereiteter Sitz im Schnee anf einer minder
abschüssigen Stelle von ein paar Schuh Vrcitc, Die Kälte duldete
übrigens ohnehin kein langes Sitzen. Nachdem etwas Brot und Wein
genossen und dabei dem Auge das Schwelgen im Anblicke des uuge-
Heuren Gcsamnitübcrblickcs gegönnt worden war, ging ich an die Detail-
nntersnchung der Aussicht und Spitze, Zunächst-fesselte das Barometer
die Aufmerksamkeit.
Es ist e!u überraschender Augenblick, wenn es den Führern ge-
lungen ist, dcu über dem Baromctertasten gleich einem Futteral ange-
brachten eisernen Stiefel von der Eisfläche, worauf Kasten und Stiefel
stehen und woran sie immer wieder aufriercu, loszureißen, sie diese
Hülle mit kräftiger Haud in die Höhe hcbcn, uud mm der etwa 3 Fuß
hohe, massive Holzpflock als Varometerkasten sichtbar wird, iu ihm aber
wieder nach Ocffnnug eines schuhhohe!! Thiircheus an der nordwärts
gekehrten Seite das höchst solid construirte Instrument selbst.
Eine solche Spnr menschlichen Scharfsinns anf einer Stelle, wo
alles Leben in Todeserstarrnng übergegangen ist, muß ei» Triumph
des menschlichen Geistes genannt werden,
Bekanntlich hat der Cardinal Fürst Salm dieses Barometer bald
nach der ersten Ersteigung des Großglockners im Anfange nusers Jahr-
hunderts hier anbringen, lassen. Es ist zu staunen, daß es durch eiu
halbes Jahrhundert allen Stürmen da oben getrotzt hat. Wohl schützt
es die nach Norden überhängende Wand vor der rauhesten Art der
Stürme, den Nordstürmen, doch muß jedenfalls die Art, wie der Baro-
meterkasten in dem Bodeu befestigt ist, eine höchst dauerhafte sein. ^)
D»s Barometer ist wahrscheinlich im furchtbaren Nachwinter von l852
auf 1653 Uon der Spitze des GroßglocknerZ abgestürzt. Schon der erste
Ersteig« aus dem Jahre 1853 hat es nicht mehr dort angetroffen.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918