Seite - 38 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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M Ersteigung des Großglockucri«.
lichsten Orientirung in der heute sich darbietenden Aussicht zur Hand
genommen.
Ich bedaure sehr keine vollständige Fernsicht gehabt zu habcn.
Sie mnß ein Schauspiel von überwältigender Größe sein. War ja
schon das heutige unvollkommene Bild von ergreifender Wirkung! Wie
nichtig erscheint uns all' unser Schaffen, nuser Fürchten nnd Hoffen,
wenn wir mit Einem Blicke diese Heere uou Gebirgen überschauen,
an denen sich seit Jahrtausenden auch nicht das Geringste auf eine
von hier aus erkennbare Weise geändert hat!
Hätte ich das Panorama vollständig gesehen, so würde ich bei
einiger Kenntniß unseres Gebirges dasselbe jedenfalls im Glockner-
buche ausführlich mitgetheilt haben, in dem ick) vergebens nach einer
genancn Angabe der sichtbaren Höhen gesucht habe.
Da ich nicht so glücklich war, so möge mindestens das wirklich
Gesehene so angegeben werden, wie ich es sogleich nach der Zurück-
kunft von der Spitze aufgezeichnet habe.
Darnach war die Aussicht nach Norden und auf das Eismeer
des Glöckners, den Vlick hinab auf die Pasterzc ausaenommen, stark
durch Nebel beirrt, wenigstens ein Gesammtanblick davon nicht möglich.
Doch sah ich theils vom Westabfalle der großen Spitze, theils an der
kleinen Spitze die schönsten Berge daraus: den hohen Kastcu, den
Iohanuiöberg, die hohe Niffel, die Värcuköpfe, den hohen Eiscr, das
Kitzsteinhorn, die hohe Dock und über sie alle emporragend das große
Wicöbachhorn init der Glockerin,
Auch waren die phantastischen Abstürze sichtbar, mittelst deren der
ülittle« Pasterzcnboden nächst dem Iohannisberge mit dem obersten
Keesbodeu zusammenhängt, aus welchem die genannten Spitze» empor-
steigen.
Alle Fernsicht vom strengen Norden bis gegen Osten hin, also
auf die meisten Höhen Salzburgs, dann auf die fernen Berge Stcier-
marks und Oberösterreichs war durch dichten Nebel benommen. Im
Osten selbst wogte nicht minder schwerer Nel'el, doch zerriß er für
Augenblicke an einer oder der andern Stelle und durch solche Nebel-
risse glaube ich für kurze Zeit das uiir wohlbekannte Haupt des An»
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918