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kogels, dann den Hochalpenspitz und das Säuleck erblickt zu haben.
Hciligenblnt war in südöstlicher Richtung tief unten im Möllthale
fichtbar, die Berge der nördlichen und nordöstlichen Uinwallung dieses
Thales, der Kaserockkopf, Brennkogel, die Goldzeche, der Goldberg,
Sandkopf :c. dagegen waren nur in ihrem unteren Theile zu sehen.
Gegen Südosten gestaltete sich die Fernsicht günstiger. In dieser
Richtung machte sich die schroffe Kette der Karawcmkas bemerkbar,
Terglou und Mangcrt ragten dort auf, leicht kenntlich durch ihre be-
deutende Höhe. Ihnen zunächst, mehr südlich vom Glöckner, lagerten
zahlreiche entfernte Berge von minder bedeutender Höhe, die Gebirge
an den Grenzen des Venezianischen und zum Theil in diesem Lande selbst.
In dieser Nichtnng liegt das adriatische Meer, Ein Fernsicht«-
Sanguiniker, wie sie so häufig vorkommen und die dann z. B. vom
Pyrgas in Obewsterreich den Montblanc oder vom Gmnshag an der
Grenze von Pinzgan und Tirol die Verner Alpen sehen, hätte heute
das adrilltlsche Meer sicher entdeckt, denn ein lichterer Farbenton nahm
den Raun: zunächst über jenen watschen Bergen ein. Mein Plößl'sches
Fernrohr, das auf dem Glockner „sich selbst übertraf", that sein Mög-
lichstes, um mich zu dem Nufe „Meer, Meer" zu berechtigen; doch
mein Fernrohr und ich wissen bis heute nicht, ob jene lichte Stelle,
die uns so beschäftigte, ein Wolkenstreifen war oder Adria's Silber-
spicgel, und da wir meinen, es sei besser, zu wenig als zu viel zu
behaupten, erklären wir das Meer nicht erblickt zu haben.
Näher unserem Standpunkte erhoben sich in dieser Linie die
Höhen über dem Gail» und Drauthale, in nächster Nähe endlich stieg
südlich die prächtige Schobergruppe empor, in ihr aber ragte wieder
am mächtigsten der hohe Schober, die Güßnitz und zurück stehend das
Petzeck hervor.
In der Richtung von Süden gegen Südwesten fiel der Blick
zunächst auf den Glanzpunkt des Bildes, das herrliche Dolomitgebirge
südlich vom Drauthalc im östlichen Tirol, besonders in den Thälern
von Sexten, Amvezzo, Enneberg und Fassa, Diese Hörner, Säulen
uttd Nadeln finden kaum ihres Gleichen wieder und nahmen sich in
solcher Nähe und alle mitsammen gesehen wahrhaft überraschend aus.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918