Seite - 128 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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123 Von Kaprim nach der Iobamiishüttc auf der Pasterze.
Wir verlassen jetzt unsern Sitz auf den Abhängen der Hochen-
burg »ind schlagen den Weg über den Moserboden zum Karlinger
Keese ein.
Die Aufgabe ist keine angenehme, denn so schön der Boden
scheint, so sumpfig ist er, und bei manchem Einschnitte eines Seiten-
baches mußten wir an der mindest steilen Stelle hinab- und jenseits
wieder hinaufzukommen suchen, ja ein paar Mal handelte es sich sogar
darum, eine Stelle aufzufinden, schmal genug, um über einen solchen
breiten Bach selbst mit Hilfe des Bergstockes springen zu konneu.
Wohl halten wir uns an den Uferrand des Hanptbaches, aber auch
er ist uneben und alle Augenblicke durch die Zulauföriime eines Seiten-
bachcs unterbrochen.
Die Unannehmlichkeit vermindert sich erst dann, wenn wir so
ziemlich gegen den Schluß des Vodenö auf dessen linker Seite angelangt
sind. Hier sind die Abhänge der Südustseite näher getreten und an
ihnen, freilich wieder über allerlei Rinnsale und Schluchten und über so
manches Gerölle und Felsstück, steigen wir schon allmälig aufwärts.
Doch jetzt stehen wir auch am Beginn des Gletschers. Die Tcr-
lüinalhöhlc aus welcher die Kaprunerache kömmt, läßt, obgleich nicht
bedeutend, doch durch ihre mehr breite als hohe und unregelmäßig
ausgewaschene Forin erkennen, daß hier Cis sei, die Oberfläche des
steilen Hügels, den wir ersteigen, würde es uicht verrathen. Denn wir
gehen über Gerölle und Sand und müssen um manch großen Felsen-
block ausbcngcu. Ncch glauben wir auf Fclsengrund ciuherzuschreiten,
da gähnt eine breite üiskluft oder wir rutschen «Ulf einer glatten Stelle
bloßliegenden Eises.
Dieser Steinwall ist eben nur die Endmoräne des großen Kar-
linger Keeses. Ganz verschieden tritt uns der westlichere Theil des Glet-
schers als ein schöner ziemlich flacher Eisboden mit blauen Klüften
entgegen, und er ist es auch, der seine von der Hochenburg her uns
bekannte Senkung zum Moserboden hat.
Anf alle Fälle ist das Karlinger Kees ein höchst interessanter pri-
märer Gletscher. Seine HauptzuMsfe erhält er von Westen von dem
großen und kleinen Eiskogel oder Eifer und von Süden von ter hohen
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918