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Fiilhere Züge über das oberste Pasterzentee« :c.
paar Jahren in Verfolgung einer Gemse, die er auf dem Kapruner-
gletscher am Schwarzkopf angeschossen hatte, den Rücken zwischen Kaprun
und Fusch überstiegen habe, und auf das Bocktarkees gelangt sei.
Die Oedenwinkelscharte wurde mir im Jahre 1856 vom Schaf«
bühel in Stubach gezeigt. Ich muß gestehen, daß es mir nicht einladend
schien, sie zu Passiren, und ich konnte auch Niemanden ermitteln, der durch
sie aus dem Oedenwinkel auf die Pasterze oder umgekehrt gestiegen wäre.
Plattl wäre nur bald über sie hinabgestiegen, und der Kalser
Forstwart versicherte mich zwar allerdings gehört zu haben, daß die
Kaiser Schützen, wenn sie von den Jägern auf der Gemsenjagd im Oeden-
winkel überrascht weiden, sich auf die Pasterze flüchten. Allein auch er
wußte keinen Fall der Art, der wirklich vorgekommen wäre, und das
Gerücht von diesem Weg zur Flucht mag durch einen einzelnen kühnen
Flüchtling entstanden sein; dazu jedoch, um als ein öfter benutzter
Steig zu dienen, ist die Oedenwinkelscharte selbst für fliehende Gems-
jäger zu gefährlich.
Vielleicht wäre noch ein Uebergang aus dem Dorferalpenthale
nach der Pasterze in der Nähe des Schneewinkelkopfes möglich; aber
das Dorferalpenthal ist noch mehr ein unbekanntes Land als selbst
Stubach und Kaprun.
Ganz unthunlich dagegen scheint es mir, von den südlichen Glöckner»
gletschern auf die Pasterze zu gelangen, weil sie, wie ich dieß vom Groß-
glockner und im Jahre 1856 in der Nähe auf dem Teischnitz- und
Kenitzkeese gesehen, ungemem steile Neigungswinkel haben, so daß die
Kaiser auch nur den Versuch, ohne in das Leiterthal hinüberzugehen,
auf die Hohenwartshöhe und Adlersruhe vorzudringen, in einem frühern
Jahre aufgeben mußten und erst in letzter Zeit unter mannigfaltigen
Gefahren damit zu Stande gekommen sind.
Endlich müßte man noch ganz zuletzt erst von der Höhe des
Glocknerkammes entweder auf den südlichen Theil des Firnmeeres ober
unmittelbar auf das obere Pasterzenkees hcrabsteigen, und wenn auch
die letzte, wäre dieß doch nicht die leichteste Aufgabe einer derlei Kalser-
Pasterzenreise, *)
*) Spätere Forschungen des Verfassers über die Pässe auf dn Pasterze
enthält dn Artikel: „Ersteigung de« Iohannisberge« auf der Pasterze."
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918