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Aus dem Tauenchause Ferleite» auf den Kloben,
erklärt sich eben durch den Umstand, daß viele der zu übersteigenden
Mulden durch andere gedeckt sind, theils durch die optische Täuschung,
der zu Folge in der reinen Luft des Hochgebirges die Obiecte durch-
aus näher erscheinen als sie wirklich sind.
Mit einigem Aufenthalte in der Fögalalpe wurde es Mittag,
bis ich wieder in das Tauernhaus zurückkam. Nöberer war inzwischen
heimgekehrt, jedoch zu spät für mich, um heute noch etwas Größeres
unternehmen zu können. Nachmittags ging ich dann gegen den Hintergrund
des Thales, der auch hier das Naßfeld heißt, bis zu jener Stelle auf
dem Thalwege, von welcher man den schönsten Anblick des Wiesbach-
horns hat. Sie befindet sich jenseits des malerischen Fögalwalbes über
der Brücke über den vom Wicsbachhorn, das die Thalbewohner selbst
dlis Vieschbachhorn nennen, herabpolternden Vieschbach, dort, wo der
Tauernweg vom Thalwege ablenkt, um zuerst über deu Thalbach, dann
die östlichen Abhänge hinan zn ziehen. Der Nucken, welcher als östliche
Borlage des Wiesbachhorns weiter außen den Anblick desselben hin-
derte, ist am Sandboden plötzlich abgebrochen, und nun steigt der nahe
kolossale Berg in allen seinen Theilen uns erschlossen in überraschender
Großartigkeit vor uns auf.
Ich kehrte erst spät in das Tauernhaus zurück und mußte mir
sagen, daß ich den Tag angenehm, wenn auch ohne cineu namhaften
Erfolg, verlebt hatte. Auch der Abend sollte mir jedoch heute noch auf
die erfreulichste Weise verkürzt werden.
Ich saß in dem kleinen Anbau an die Stube des Tauernhauses,
als ich durch die Ankunft eines alten Bekannten aus Wien überrascht
wurde, der an diesem Tage von Heiligenblut aus den Brennkogel er-
stiegen hatte und jetzt über den Tauern hierher gekommen war.
Wir plauderten noch lange über dies und jenes, bis endlich dem
Tauernwanderer die Augen allmälig zufielen und wir schieden.
Zum Glück für Nöderer war der Morgen des 26. August nicht
minder reizend als jener seines Vormannes im Kalender.
Wir brachen um 5 Uhr auf. Man muß das Schauspiel des an
den Firnspitzen im Fufcherthale anschlagenden ersten rosigen Morgen-
lichtes und seines allmäligen Ueberganges in den «ollen Sonnenschein
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918