Seite - 261 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ersteigung des Hochalftmsftitzes. 261
gegenüber liegt, die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß ihm einer der
ersten Plätze unter den Hochspitzen aus der Tauernkette gebührt.
Endlich im Jahre 1859 kam diese Expedition an die Reihe.
Es war am 19. August, als ich mit Freund K. aus dem Salz-
burger Thale Lungau bei prächtigem Mondschein in Omünd anlangte.
Das Wetter war schon so lange anhaltend schön gewesen, daß eine
baldige Aenderung zu befürchten stand, und an Anzeichen davon fehlte
es nicht. Es hieß also auch diesmal sich rasch an das Werk machen,
um nicht die günstigste Zeit zu versäumen.
Dennoch konnte der Aufbruch nicht bereits au: nächsten Tage er-
folgen. Nicht nur daß meine Befchuhung in der eben beendigten Campagne
in Lungau hart mitgenommen worden war, es mußten auch außerdem
noch allerlei Vorbereitungen zur Bergfahrt getroffen werden.
Der unfreiwillige Ruhetag wurde daher benützt, um Omünd
genau kennen zu lernen. Dazu hatte es freilich weniger Zeit bedurft.
Ich gewann bald die Ueberzeugung, daß alles, was Gmünd an städti-
schem Charakter an sich trägt, sich auf dem Hauptplatze vereinigt findet,
dagegen mit Ausnahme der rückwärts vom Platze liegenden Kirche und
des stattlichen Pfarrhofes alle Gebäude in den Seitengassen besser un-
beachtet bleiben.
.Sucht man aber Malerisches, so fiudet man es gerade in den
Eckwinkeln des Stäbchens, in welchen die alten Ringmauern sich mit
den Gebäuden der Neuzeit auf das traulichste in einer oft wahrhaft
abenteuerlichen Verbindung zusammengethan haben.
Höchst Pittoresk krönt das alte Schloß einen Hügel unmittelbar
über der Stadt. Ihm geht es wie so vielen über Städten und Märkten
stolz thronenden Burgen, daß es nach früheren schöneren Zeiten, und
zwar bei ihm des Salzburger fürsterzbischöflichen Regimentes, jetzt zur
Wohnung armer Leute dient.
Wie die alte Burg das Mittelalter repräsentirt, so steht das
neue Schloß auf dem Stadtplatze da als Repräsentant des Unterthans-
verbandes und der Dominien. Denn es beherrscht in seiner Lage an
der oberen Ecke des Platzes diesen und die ganze Stadt. Es ist in
jenem halbitalienischen Style erbaut, welchen man füglich den Salz-
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918