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Ersteigung des Hochalpeuspitzes,
Richtung führte uns bald unter einer Eiswand im Gletscher vorbei,
an deren Fuß zahlreiche Eistrümmer lagen, und dieser Vcwcis davou,
das; cs hier nicht geheuer fei, veranlaßte uns schweigend fortzuwandern,
biö wir aus dem unsicheren Vereich waren.
Dann ging es fort und fort aufwärts. Die Klüfte in Firn waren
weniger au Zahl als auf dem eigentlichen Gletscher, aber breit und
lang. So bedürfte es auch hier großer Umwege. Schon schien die
mächtige Schneekuppe zu unserer Linken die höchste Spitze und in ge-
rader Linie erreichbar zu sein. Jedenfalls mußte aber dieser Weg auf
sie höchst beschwerlich sein, weil die Ausbauchungen sich von ihr theil-
weise sehr steil uach abwärts gegen den Gletscher senkten. Wir spähten
daher beständig nach einer andern Stelle, über welche leichter auf dem
Grat Zu kommen wäre, und glaubten sie cudlich an der tiefsten Ein-
senkung der Schneide zwischen den zwei nns bisher allein bekannten
Spitzen des Siidrandes, dort, wo der Grat von der mehrcrwähnten
westlichen Eckspitze weg eine Biegung uach rückwärts niacht, zu finden.
Dieser tiefsten Stelle steuerten wir um so mehr zu, als sich
Fercher erinnern wollte, daß auch im Jahre 1856 hier der Grat be-
treten worden sei.
Als wir jedoch au ihr augelangt waren, fanden wir ein Hin-
derniß, dessen Beseitigung uns einige Zeit aufhielt. Die Schneide war
nur über eine zu nnterst überhängende, hoher oben sehr steile Eiswand
von etwa anderthalb Klafter Höhe zu erreichen, unmittelbar am Fuß
dieser Eiswand aber dehnte sich die Firnkluft aus.
Glücklicherweise fand'en wir die letztere stellenweise mit altem
Schnee ausgefüllt, auf den man sicher treten konnte.
Bald waren mit Hilfe der Bergstöcke einige Stufen in das Eis
gestoßen und auf ihnen kletterte zuerst der Knappen Sepp, dabei von
Fercher unterstützt, den unteren Theil der Wand aufwärts, arbeitete
sich dann über den oberen wenn auch mühsam bis an den Nand und
stand bald triumphirend auf der Höhe.
Die übrigen kamen leichter hinauf, weil ihnen von oben hilf-
reiche Hand geboten wurde.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918