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Das Maltathal in Kämthm,
Ändert war besorgt über den Ausgang seiner Wanderung und
wollte anfangs, daß wir auf der Scharte bleiben sollten, bis er glücklich
über das Kees gelangt sei. Als ich ihm begreiflich gemacht, daß das
nicht anginge, da wir selbst so schnell als möglich vom Gletscher weg-
zukommen snchen müßten, um nicht in das Hochgemuter zu gerathen,
und ihn anfforderte, lieber mit uns zurückzugehen, meinte er, er werde
wohl auch so glücklich an Ort und Stelle ankommen und machte sich
ganz entschlossen auf den Weg.
Wir sahen ihn eine Zeit laug uuter den westlichen Wänden des
Preimelspitzcs hinanschrciteu, dann verschwand er hinter einem Felsen«
Vorsprunge, und nun traten auch wir unsere Wanderung wieder an.
Die Wetteraussichten machten uns immer mehr Sorge, beson-
ders' seitdem sich die Nebelmassen aus der nordöstlichen Richtung zwar
gehoben hatten, aber dafür als eine riesige uach unten zu in gerader
Linie abgeschnittene dunkle Wollen - Courtine in nächster Nähe vor
uns standen.
Schon fielen wiederholt schwere Regentropfen und grollte der
Donner in der Ferne. Wir sollten jedoch heute glücklich entwischen.
Wir kamen, nachdem mich noch der Anblick einer flüchtigen Gemse
auf den Wänden des Tullenock, den ein Führer mir schon früher als
den Gamsennock bezeichnete, erfreut hatte, an den Nand des Keescs,
verließen es diesmal Höheroben, indem wir^über den am tiefsten auf
den Weideboden der Hochalpe reichenden Eisstreifcn, welcher uns auf
dcni Heraufwege auffiel, abwärts stiegen und trafen in sieben Viertel-
stunden von der Elendscharte weg unter nur gelindem Regen in der
Hochalpenhütte ein.
Kaum zehn Minuten nach unserer Ankunft brach jedoch von
dem nun ganz in dichte Wolken gehüllten Hochalpeukecse her eines
der großartigsten Hochgewitter über der Hochalpe los.
Der Regenguß entleerte sich so plötzlich, daß ich auf-der kurzen
Strecke von der nächsten Quelle, an welcher ich eben mit der schwie-
rigen Operation der Reiniguug des Gesichtes vom Schießpuluer
beschäftigt war, bis zur Hütte fühlbar naß wurde.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918