Seite - 15 - in Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Bild der Seite - 15 -
Text der Seite - 15 -
Postkarten anders lesen | 15
handschriftliche Mitteilungen auf Postkarten auch, Fragen nach Normierungspro-
zessen von Sprache zu einem gegebenen Zeitpunkt zu stellen.11
VISUALITÄT UND TEXTUALITÄT
Postkarten in mehrsprachigen Regionen eröffnen zahlreiche Möglichkeiten, als
Quellenmedium genutzt zu werden. Idealerweise lassen sich dabei visuelle Reprä-
sentationen und die Ebene der Schriftlichkeit miteinander verbinden. Denn welche
Bilder kommen in mehrsprachigen Regionen in Umlauf, und welche sprachlichen
Rahmungen und Aneignungen weisen sie auf? Sind manche Motive stärker von
der einen, manche mehr von der anderen Sprache ‚besetzt‘? Oder lassen sich um-
gekehrt gemeinsame Identifizierungen auf Postkarten feststellen, das heißt weit-
gehend miteinander geteilte visuelle Kulturen? Gerade über die verknüpfte Ana-
lyse von visuellen Repräsentationen und sprachlichen Rahmungen werden we-
sentliche Einblicke in Zuschreibungen, Abgrenzungen oder aber gemeinsame
Identifikationen in mehrsprachigen Regionen möglich.
Die Ebene der Visualität erlaubt insbesondere auch, Fragen nach expliziter
Nationalisierung und Ethnisierung zu stellen und Motive auf Postkarten danach
zu befragen, inwiefern und in welchem Maß sie in solchen Regionen an der Vor-
stellung homogener, gegeneinander abgrenzbarer Bevölkerungsgruppen beteiligt
waren. Nationale oder ethnische Vereindeutigungen, sei es in affirmativem oder
in abwertendem Sinn, lassen sich nicht nur an den Sortimenten jener in vielen
mehrsprachigen Regionen der Monarchie aktiven nationalen Schutzvereine12 be-
obachten, sondern etwa auch im Zusammenhang mit Kriegspostkarten, in denen
11 Für das Slowenische auf Postkarten, vgl. Karin Almasy, Eva Tropper, Štajer-mark.
1890–1920: der gemeinsamen Geschichte auf der Spur: Postkarten der historischen
Untersteiermark = po sledeh skupne preteklosti: razglednice zgodovinske Spodnje
Štajerske, Bad Radkersburg 12018, S. 115-119; Heinrich Pfandl, „Razglednice Spodnje
Štajerske kot vir informacij o obdobju med letoma 1890 in 1918“, in: Aleksander
Bjelčevič, Matija Ogrin u.a. (Hg.), Rokopisi slovenskega slovstva od srednjega veka do
moderne, Ljubljana 2017, S. 197-210; für das Bulgarische, vgl. Sebastian Kempgen,
„Postkarten als Quelle zur bulgarischen Sprachgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahr-
hunderts“, in: Peter Kosta (Hg.), Slavistische Linguistik 2006/2007, München 2008,
S. 221-246.
12 Vgl. Almasy/Tropper, Štajer-mark, S. 70-89.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Titel
- Bildspuren – Sprachspuren
- Untertitel
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Autoren
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Herausgeber
- Eva Tropper
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen