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Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
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75 das wEinGartEnEr BErthold-sakramEntar schon durch seinen Buchtyp auf.12 Nicht zufällig war es bis zur Faksimilierung vor 20 Jahren als Berthold-Missale bekannt, denn noch mehr als das liturgisch ähnlich hochrangige Evangeliar ist das Sakramentar ein Buchtyp des ersten Jahrtausends. Ersteres hat bis heute eine Präsenz im Gottesdienst, Sakramentare dagegen sind ab dem zehnten Jahrhundert auf dem Weg ins Vollmissale, welches die Funktion und – in geringerem Maß – das Prestige vom Sakramentar übernommen hat. Das Berthold-Sakramentar ist das späteste13 und zugleich das am reichsten ausgestattete aller erhaltenen mittelalterlichen Sakramentare, unter anderem mit 21 ganzseiti- gen Miniaturen und sechs Initialzierseiten sowie mehreren Hundert Initialen in Deckfarbenmalerei oder kolorierter Federzeichnung. Es hat noch seinen gleichzei- tig entstandenen Prachteinband mit Edelsteinen und Reliquieneinschlüssen.14 Sein Auftraggeber, Abt Berthold von Hainburg,15 war eine Art Vorgriff auf die baro- cken Fürstäbte, und sein Maler gehört zu den herausragendsten und rätselhaftesten Künstlerpersönlichkeiten des Mittelalters. Belegt sei dies gleich zu Beginn durch eines seiner Meisterwerke: die Ankunft der Heiligen Drei Könige zu Epiphanias auf fol. 19v. Der Vergleich mit dem etwa zeitgleichen Erfurter Missale und dem einige Jahrzehnte jüngeren St.-Blasien-Psal- ter (Privatbesitz) und fol. 128r aus dem Vaticanus Rossianus 18116 beweist, dass der Maler etwa für die beiden von vorn und von hinten verkürzten Pferde auf weiter verbreitete Muster und Versatzstücke zurückgreifen konnte.17 Diese Elemente ver- von Weingarten (1200–1232). In: Das Berthold-Sakramentar 2013–2014 (zit. Anm. 10), Bd. 2, S. 14–17. Rudolf schließt sich Swarzenskis Ansicht an, dass der Codex zwischen dem Großbrand 1215 und der Kirchneuweihe 1217 entstand – Swarzenskis Argument ist die Prominenz des erst ab 1217 neben Martin als Patron Weingartens eingesetzten Oswald, Rudolf stellt „hektische Herstellung“ fest und deutet auch die Nikolausdarstel- lung auf dem Einband mit der Vermutung, Berthold habe die erst im 16. Jahrhundert erwähnte Nikolauskapelle am Weingartener Kreuzgang gegründet. Spilling und Sauer votieren für eine Datierung vor den Brand, erstere aufgrund des Bücherverzeichnisses des Abts, das sie ebenfalls vordatiert, Sauer aus stilistischen Erwägungen. 12 Dazu und zum Folgenden: Felix Heinzer: Das Berthold-Sakramentar als liturgisches Buch. In: Das Berthold-Sakramentar 2013–2014 (zit. Anm. 10), Bd. 2, S. 29–41. 13 Das wenig spätere Messbuch des Hainricus Sacrista (New York, Morgan Library and Museum, M. 711, Weingarten, um 1217) ist trotz seiner neuen Benennung im Rahmen der Faksimilierung kein Sakramentar, sondern ein Graduale-Sequentiar-Sakramentar wie andere Weingartener Codices (Fulda, Hochschul- und Landesbibliothek, Aa 6 und Aa 32), vgl. Herbert Köllner / Christine Jakobi-Mirwald: Die illuminierten Handschrif- ten der Hessischen Landesbibliothek Fulda, 1. Handschriften des 6.–13. Jahrhunderts. Stuttgart 1976 (Bildband) / 1994 (Textband), Kat. 38, 57. Zum M. 711 vgl. Christine Marie Sciacca: The Gradual and Sacramentary of Hainricus Sacrista (Pierpont Morgan Library, M. 711): Liturgy, Devotion, and Patronage at Weingarten. Ph. D., Columbia University 2008); Faksimile: Das Hainricus-Missale. Vollendete romanische Buchkunst in Gold und Silber. New York, Pierpont Morgan Library, Ms M 711, Weingarten, um 1217, hg. von Hans Ulrich Rudolf, Graz 2010 (Codices selecti 110). 14 Frauke Steenbock: Der Einband. In: Das Berthold-Sakramentar 2013–2014 (zit. Anm. 10), Bd. 1, S. 69–86. 15 Vgl. Rudolf in: Das Berthold-Sakramentar 2013–2014 (zit. Anm. 10), S. 3–28. 16 Vgl. Braun-Niehr, Das Brandenburger Evangelistar (zit. Anm. 2), Abb. 55: Im unteren Bereich der Initialzierseite sind links und rechts je ein berittener Falkner in direkter Vorder- und Rückansicht dargestellt. 17 St.-Blasien- oder Dyson-Perrins-Psalter (St. Blasien um 1240); vgl. Harry Bober: The
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Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
Titel
Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
Autor
Christine Beier
Herausgeber
Michaela Schuller-Juckes
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21193-8
Abmessungen
18.5 x 27.8 cm
Seiten
290
Kategorien
Geschichte Chroniken
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