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Bildungs- und Berufsberatung in der
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dem anerkannter und spezialisierter Beratungsausbildungen. Auch wenn
diese Ansätze und Techniken sicherlich einen wertvollen Beitrag zur Bera-
tungsqualität leisten, zeigt sich die fehlende Gegenstandsadäquatheit darin,
dass die Berater_innen in der Praxis dennoch auf eine Kombination unter-
schiedlicher Techniken und Ansätze zurückgreifen (vgl. Schiersmann und
Remmele 2004). Gieseke et al. (2007, S. 37) stellen dazu kritisch fest:
»Als besonders fatal erweist sich dabei die unreflektierte Übernahme von
therapeutischen Beratungsansätzen. Die hierbei fehlende Gegenstandsad-
äquatheit, was den Bildungsberatungsprozess betrifft, führte zu Überfor-
derungen in den Ansprüchen an die Praxis oder zur Irrelevanz der Theorie«.
Insbesondere aus einer sozialpädagogischen Perspektive wird diese Orien-
tierung an psychologischen Schulen und die Übernahme von therapeuti-
schen Gesprächstechniken hinterfragt. Beratung stellt in der Sozialen Arbeit
ein wichtiges Handlungsfeld dar, um insbesondere strukturell benachteilig-
te Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Gröning (2011, S. 18) fasst die zentra-
len Kritikpunkte an einer »Therapeutisierung« von Beratung aus einer so-
zialpädagogischen Perspektive zusammen:
»- der Berater rekonstruiere nicht die Lebenswelt seiner Klienten, sondern
konstruiere quasi ihre Wirklichkeit,
- er trete wie der Oberexperte auf und kolonisiere die Lebenswelt,
- Beratung klientelifiziere und definiere soziale Probleme zu Sozialisations-
defiziten um«.
In den 1970er Jahren entwickelt sich in der Sozialpädagogik aus dieser Kritik
an dem Expertentum und der »Therapeutisierung« das Konzept einer Le-
bensweltorientierten Sozialen Arbeit. Im Sinne einer hermeneutisch-prag-
matischen Tradition bezieht sich der Lebensweltorientierte Ansatz auf die
Menschen in ihren alltäglichen Lebenswelten. Die Rekonstruktion dieser
alltäglichen Lebenswelt wird mit einer kritischen Alltagstheorie verbunden
und führt in Konsequenz zur kritischen Analyse gesellschaftlicher Struktu-
ren. Grunwald und Thiersch (2008, S.
23, Herv. i. Orig.) verdeutlichen diesen
Ansatz eingängig über das Bild einer Bühne:
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik