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Bildungs- und Berufsberatung in der
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gleichheit zur Geltung gebracht und andererseits als ein moralisch-ethisches
Prinzip pädagogischen Handelns und pädagogischer Praxen veranschlagt«.
Anerkennungstheoretische Ansätze werden in der Pädagogik in den letz-
ten Jahren zunehmend zur theoretischen Neubegründung professionellen
Handelns genutzt. Der Bedarf an einer Neubegründung ergibt sich nach
Schäffter (vgl. 2009, S. 171f.) vor allem aufgrund der erfolgten Abkehr von
einer geisteswissenschaftlichen Ausrichtung der Pädagogik und der damit
verbundenen Forderung nach einem stärkeren Realitätsbezug. Damit wird
rückblickend ein Verlust an spezifisch pädagogischer Professionalität wahr-
genommen. Scherr (2013, S. 8) sieht den Anerkennungsbegriff vor dem Hin-
tergrund der unterschiedlichen Erwartungen, welche von den verschiedenen
Akteur_innen und Organisationen an pädagogische Handlungsformen wie
Beratung gestellt werden, daher als »eine zentrale Dimension pädagogischer
Theorie und Praxis«. Im Kontext dieser Arbeit wird der Begründungsbedarf
professionellen pädagogischen Handelns insbesondere bei der unterschied-
lichen Wahrnehmung und Interpretation der Zielsetzungen von Bildungs-
und Berufsberatung deutlich. Wie bereits bei den beratungstheoretischen
Grundlagen aufgezeigt, können diese Zielsetzungen aus unterschiedlichen
Perspektiven und auf mehreren Ebenen formuliert werden.
Nachfolgend wird zunächst auf die Theorie der Anerkennung als eine
eigenständige Begründung pädagogischen Handelns eingegangen und in
Bezug auf die Bedeutung für die pädagogische Praxis konkretisiert. Durch
die Diskussion unterschiedlicher anerkennungstheoretischer Ansätze im
bildungstheoretischen Bereich wird anschließend die Grundlage für die
Entwicklung eines eigenen anerkennungstheoretischen Rahmenmodells ge-
legt. Ziel ist es, die Relevanz anerkennungstheoretischer Ansätze für die Be-
gründung pädagogischen Handelns aufzuzeigen.
3.2.1 Subjektbildung in Anerkennungsverhältnissen
Zur Vermeidung der Internalisierung außerpädagogischer Vorgaben stellt
Scherr (ebd., S. 27f.) an jede pädagogische Theorie die Anforderung »einer
eigenständigen theoretischen Begründung pädagogischer Praxis auf der
Grundlage einer Klärung des konstitutiven Zusammenhangs von Sozialität
und Subjektivität«. Anerkennungstheoretische Ansätze können zur Klärung
dieses Zusammenhangs einen Beitrag leisten, indem sie die Herausbildung
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik