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4. Methodologische Einordnung und methodisches Vorgehen 97
sprechen die ExpertInnen als Repräsentantlnnen einer Organisation oder Ins-
titution an, insofern sie die Problemlösungen und Entscheidungsstrukturen
(re)präsentieren« (ebd., S. 444, Herv. i. Orig.).
Es ist gerade diese Fokussierung, die in der vorliegenden Arbeit den ent-
scheidenden Grund für die Auswahl des methodischen Zugangs über Ex-
pert_inneninterviews darstellt. Die Interviewpartner_innen agieren in
einem bestimmten institutionellen und organisatorischen Zusammenhang.
Damit sind ihre Handlungen immer auch durch äußere Strukturen bedingt
und geprägt. Individuelle Erfahrungen und subjektive Einstellungen stellen
nur einen möglichen Einflussfaktor in dem Gesamtkontext dar. Es sind die
dadurch entstehenden Widersprüche und Spannungsfelder, welche für die
Untersuchung von professionellem Handeln von Interesse sind. Im Unter-
schied zu den Darstellungen bei Meuser und Nagel (vgl. ebd.) werden in der
vorliegenden Arbeit die biografischen Strukturen jedoch nicht vollständig
ausgeklammert. Da es sich bei Anerkennungsberatung um ein relativ neu-
es Beratungsfeld handelt, in dem sich die professionellen Strukturen und
Handlungsweisen erst herausbilden und verfestigen, kann den handelnden
Akteur_innen als Personen mit individuellen Berufserfahrungen, Qualifika-
tionen und persönlichen Motivationen eine größere Bedeutung zugeschrie-
ben werden. Der Schwerpunkt wird hier allerdings auf die Bildungs- und
Berufsbiografie als einen Ausschnitt des individuellen Lebenszusammen-
hangs gelegt. Damit soll nicht ausgeschlossen werden, dass persönliche Zu-
gänge, die sich in der individuellen Biografie herausgebildet haben, einen
erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von professionellen Handlungs-
mustern ausüben können, sie werden hier jedoch nicht zum Gegenstand des
Forschungsinteresses gemacht.
Die Definition der Interviewpartner_innen als Expert_innen bezieht
sich im Unterschied zu externen Expert_innen im Sinne von Gutachter_in-
nen auf Personen, »die selbst Teil des Handlungsfeldes sind, das den For-
schungsgegenstand ausmacht« (ebd., S.
443). Damit ist die Beschreibung der
Interviewpartner_innen als Expert_innen ein relationaler Status, der von
dem jeweiligen Forschungsinteresse abhängig ist. In diesem Zusammen-
hang weisen die Autor_innen darauf hin, dass Expert_innen innerhalb von
Organisationsstrukturen nicht zwangsläufig auf hierarchisch übergeord-
neten Positionen zu finden sein müssen, sondern das detaillierteste Wissen
über organisationsinterne Strukturen, Abläufe und Umsetzungsprozesse
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik