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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
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Rollen- und Konsummuster erhalten bleiben und sich mit einem ‹neuen Gesicht› reproduzieren? Hier gilt es eine kritisch-konstruktive Aufmerksamkeit der ‹Community› zu schaffen und voranzutreiben. Insgesamt gibt es bislang allenfalls eine lückenhafte Forschung zur Digitalisierung im Bereich Gender.3 Dabei bewegt die Frage der Geschlechterverhältnisse die Menschen in ihrem Zusammenleben schon seit Langem. Politisch tritt dies besonders in den letzten 100 Jahren zutage. Wir denken beispielsweise an 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland und an die erste Frauen bewegung zu Beginn des 20. Jahr- hunderts mit Persön lichkeiten wie Rosa Luxemburg, Käthe Kollwitz und Marie Juchacz.4 Im Folgenden an die zweite Frauenbewe gung der 1970er-Jahre sowie die dritte Welle der Frauen bewegung der 2000er-Jahre. Hier wird eine klare Ausdifferenzierung in verschie- dene Interessengruppen und Theorie zweige sichtbar. Denken wir beispielsweise an diskursanalytische An- sätze, queerfeministische Theorie bildung, an Arbei- ten zu Klassismus oder die Kritik neuer Arbeits- und Technikstrukturen (Care-Debatte, Cyborg- forschung etc.). Eine Aus- einandersetzung mit der Digitalisierung ist jedoch nur in Nischen verbreitet und siedelt sich meist in der Arbeitssoziologie an.5 Wir wollen auf dieses Phä- nomen aufmerksam machen und dazu anregen, den Feminismus bzw. die Genderfrage mit den Themen Nachhaltigkeit und der Digitalisierung zu verbinden. WIE FORSCHER*INNEN DIE THEMEN DIGITALISIERUNG UND GENDER VERKNÜPFEN Bisher setzen sich Forscher*innen in drei Bereichen mit den Themen Digitalisierung und Gender ausein- ander:6 Der Fokus ‹Digital (Gender) Divide› beschäf- tigt sich mit der digitalen Teilhabe. Der durch soziale Ungleichheit erschwerte Zugang zum Internet ist auch geschlechtsspezifisch konnotiert. Bildungs- stand, Einkommen und Alter sind hier von Relevanz und spiegeln Geschlechterungleichheiten (global schwankend) im jeweiligen Land wieder. Ebenso sind geschlechtsspezifische Nutzungsweisen des Inter- nets zu beobachten, wobei neben unterschiedlichen Interessen auch ungleiche Zeitkapazitäten in der Freizeit durch ungleiche Verteilung von Care-Arbeit eine Rolle spielen. In unseren Interviews hat sich gezeigt, dass sich die Hoffnung, durch die Digitali- sierung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, nicht erfüllt hat. Durch Homeoffice und digitale Anwendungen wird mancher Arbeitsprozess von Frauen vielleicht effizienter, und es wird Zeit eingespart. Das Volumen und die Dichte der Arbeit steigen aber meist an, und die Verteilung von nicht entgoltener Care-Arbeit zwischen den Geschlech- tern wird durch Digitalisierung nicht berührt (dieses Phänomen zeigt sich im Nachhaltigkeitsbereich als Reboundeffekt). Wikipedia wird beispielsweise mehr- heitlich von Männern bear- beitet: sicherlich aus persön- lichem Interesse, aber auch aus Zeitgründen, die mit der Verteilung von Sorge arbeit zwischen den Geschlechtern korrespondieren.7 Ein weiterer Forschungsstrang nimmt das Thema der Geschlechtsneutralität in der technischen Um- setzung von Digitalisierung in den Blick. Vor diesem Hintergrund kritisieren vor allem neuere Studien, dass die IT-Entwicklung von Stereotypen und einem starken Androzentrismus, also der gesellschaftlichen Fixierung auf das ‹Männliche›, geprägt ist. Ein Bei- spiel ist die Robotikentwicklung: Hier werden oft Ge- schlechterstereotypen genutzt, um die Akzeptanz von Robotern zu erhöhen. So werden Roboter im Pflege bereich vorwiegend von Männern entwickelt, aber mit dezidiert weiblichen Attributen designt.8 Geschlechterstereotypen werden unreflektiert repro- duziert und verstärkt. Es muss insgesamt von wenig Geschlechtsneutralität in der technischen Umsetzung von Digitalisierung ausgegangen werden. Selbst wenn Frauen in der Internet- und Programmierbranche tätig sind, sind sie doch eher für gestalterische (weibliche) ‹Front-End-Aufgaben› als für technische (männliche) programm relevante ‹Back-End-Auf gaben› zuständig. Hier muss noch mehr durch Initiativen wie die ‹Rails Girls› (www.railsgirlsberlin.de) gegengesteuert wer- den, eine weltweite Community, die Workshops für Frauen organisiert, um Ruby on Rails zu lernen. IN ‹VIRTUELLEN› RÄUMEN GIBT ES KEINE NETZNEUTRALITÄT Mit dem Aufkommen des Internets, seinen vielseiti- gen Zugängen zu Informationen und dem dahinter- ///<quote> Wir wollen dazu anregen, den Feminismus und die Genderfrage mit den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu verbinden. ///</quote> ///<quote> Es muss insgesamt von wenig Geschlechts- neutralität in der technischen Umsetzung von Digitalisierung ausgegangen werden. ///</quote> ///095 1 0 1 1 1 1 1
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET Digitalisierung nachhaltig gestalten
Titel
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Untertitel
Digitalisierung nachhaltig gestalten
Autor
Anja Höfner
Herausgeber
Vivian Frick
Verlag
oekom verlag
Ort
München
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-SA 3.0
ISBN
978-3-96238-149-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
152
Schlagwörter
Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
Kategorien
Informatik
Technik
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