Seite - 419 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der Zoologie. 419
Dr. Franz Steindachner, geboren zu Wien am 11. November 1834,
trat nach Vollendung der juridischen Studien, seiner Vorliebe zu den Natur-
wissenschaften folgend, als Hörer zur philosophischen Facultät über und be-
suchte die Vorlesungen von Hyrtl, Fenzel, Unger, Kner und Suess.
Letzterer, damals noch Privatdocent, wusste seine Hörer für das Studium der
Geologie und Paläontologie zu begeistern, machte mit seinen Schülern zahl-
reiche geologische Excursionen in die Umgebung von Wien und animierte
Steindachner, die Ichthyologie zu seinem Hauptfache zu wählen.
Schon im zweiten Jahre von Suess' ruhmvoller Lehrthätigkeit machte
sich Steindachner an das Studium der fossilen Fische des Wiener Beckens
und publicierte seine erste Abhandlung, „Beiträge zur Kenntnis der fossilen
Fischfauna Oesterreichs" (mit 7 Tafeln), welcher bald weitere drei Abhand-
lungen über denselben Gegenstand (Nr. 119) folgten. Zur Bearbeitung dieses
fossilen Materiales und zum Vergleiche desselben mit recenten Formen be-
suchte Steindachner in den Jahren 1857 und 1858 das Hof-Naturalien-
cabinet und wurde ständiger Gast in demselben, nachdem er, wie schon früher
erwähnt, von Prof. Kner eingeladen worden war, zugleich mit Canestrini
sich an der vorläufigen Sichtung und Bestimmung der ichthyologischen Aus-
beute der „Novara'*-Expedition zu betheiligen. Zugleich übernahm er die
wissenschaftliche Bearbeitung einer schönen Fischsammlung von Amboina,
welche Dr. Doleschal, ein gebürtiger Oesterreicher, dem k. k. Hof-Naturalien-
cabinete eingesendet hatte, und kam auf die Weise in fortwährenden freund-
schaftlichen Verkehr mit dem ebenso liebenswürdigen als ausgezeichneten
Ornithologen August v. Pelzein, dem nach Heckeis Tode die Verwaltung
der ichthyologischen und ornithologischen Sammlung des Hofmuseums über-
geben worden war.
Als nach Kollars Tode (im Mai 1860) Dr. Ludwig Redtenbacher
zum Director des zoologischen Hofmuseums ernannt worden war, beantragte
er hauptsächlich im Interesse der ichthyologischen Sammlung die Creierung
einer zweiten Assistentenstelle, die jedoch die hochamtliche Genehmigung
nicht erhielt. Dagegen wurde ihm die Bewilligung ertheilt, Steindachner
gegen ein entsprechendes Honorar zur ausserordentlichen Dienstleistung und
speciell zur wissenschaftlichen Verwaltung der Fischsammlung in Verwendung
zu nehmen.
Seinen ersten Urlaub benutzte Steindachner (im Hochsommer 1861^)
zu einer Reise nach Dalmatien und hielt sich längere Zeit in Lussin piccolo,
Zara, Sebenico, Spalato, Lesina, Lissa auf. In Spalato machte er zuerst
nähere Bekanntschaft mit den Chioggioten, mit denen er zahlreiche Excursionen
in dem Canale von Spalato unternahm, bei welcher Gelegenheit er zum ersten-
male lebende Exemplare von Fierasfer und zahlreicher Nudibranchiatenarten
sah. Am Rückwege unternahm er per Wagen einen Ausflug in das Innere des
Landes^) nach Sign, Dernis und Knin. Während seines Aufenthaltes in Le-
sina fand er die gastlichste Aufnahme im Franciscanerkloster ausserhalb der
1) Wohl versehen mit Empfehlung-en von Seite des damaligen Telegraphendirectors Hof-
rath V. Brunner an sämmtliche Telegraphenverwaltungen. — '^) In Begleitung eines jungen
Canonicus, P. Matth. Zanoni, nunmehrigen Bischofs von Sebenico.
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Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Titel
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Untertitel
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Autor
- Alfred Hölder
- Herausgeber
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.3 x 24.0 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie