Seite - 39 - in Bühne und Kostüme
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eine neue Probebühne und Schneiderei für das Schauspielhaus
Graz — mitten im Altstadtkern von Graz zwischen Freiheitsplatz,
ehrengalerie und Grazer burg. Gerade in dieser umgebung
keine einfache Aufgabe. Trotz der vielen Anforderungen und
Schwierigkeiten wollte ich mich dieser herausforderung stellen
und die Chance nutzen im bestand zu entwerfen. Das verstehen
und hineindenken in das bestehende Gebäude stellt die erste he-
rausfordernde Aufgabe dar. Aufgrund mehrerer An- und umbau-
ten stellt sich das Schauspielhaus in einem komplexen Grundriss
dar, bestehend aus drei häusern, die den grundlegenden Aufbau
von 1824 aufweisen.
hAuS einS stellt die große historische bühne mit zuschauer-
raum dar. eine kleine bühne, Garderoben sowie verwaltung sind
im hAuS zwei untergebracht. hAuS Drei, das eingangsge-
bäude mit Foyer, einer weiteren kleinen bühne und dem redou-
tensaal, wird von der hofgasse aus erschlossen. Das ensemble
aus den drei häusern besitzt einerseits innenräumliche Quali-
täten: Die hauptbühne im hAuS einS mit dem atemberauben-
den zuschauerraum, der redoutensaal im 1. obergeschoss des
hAuS Drei, der derzeit als Probenraum genutzt wird und das
zugehörige Foyer mit Galerie. Andererseits sind aufgrund von
Platzmangel und vielen Umbauten gewisse Defizite im Innen-
raum erkennbar. vor allem im hAuS zwei, da sich hier die büh-
ne im obersten Geschoss befindet, die Garderoben der Schau-
spieler*innen jedoch im erdgeschoss bzw. 1. obergeschoss,
begegnen sich die besucher*innen und Darsteller*innen im Trep-
penhaus. ein weiteres Problem stellt der von der Straße zurück-
liegende eingang des hAuS zwei dar, der leicht zu übersehen
bzw. erst gar nicht zu finden ist. Insgesamt präsentiert sich das Gebäude mit seiner städtischen Fassade eher introvertiert. Das
Schauspielhaus öffnet sich nicht ausreichend seiner Umgebung,
um unmittelbar als solches erkannt zu werden. So ist es auch ziel
des entwurfs, dem Schauspielhaus mehr Aufmerksamkeit zu ge-
ben, es den bürger*innen präsenter zu machen bzw. das innen-
leben des Schauspielhauses nach außen zu tragen. ebenso soll
die organisation der räume problemlos und unabhängig vonei-
nander ablaufen und funktionieren. um den Ablauf des Theaters
bzw. die Anforderungen der zu entwerfenden räume besser ver-
stehen zu können, waren Gespräche mit externen beteiligten aus
dem Theater äußerst informativ und haben zum verständnis bei-
getragen. bernhard rinner, Geschäftsführer der Theaterholding
Graz, gab uns einen ein-
blick in organisation und
Ablauf des Theaterge-
schäfts. im Gespräch mit
dem Dramaturgen Jan Stefan Schmieding und dem Schauspieler
matthias Lodd haben wir von ihren täglichen Abläufen im Theater
erfahren. Sie haben geschildert, was ihnen im Schauspielhaus
gefällt, was fehlt und was sie sich in ihrem Alltag als Dramaturg
oder Schauspieler wünschen.
Für mich war das ein wichtiger input, der mir im weiteren ent-
wurfsprozess besonders weitergeholfen und mir das Arbeiten im
Grundriss erleichtert hat. So entwickelte sich der im Gespräch
genannte Konversationsraum, der für Schauspieler*innen als
Treffpunkt, als Ort zum Austausch und Aufenthaltsraum genutzt
werden kann, als zentraler raum meines entwurfs. ein raum,
der die verbindung zur bevölkerung darstellen und das Leben
hinter der Bühne durch eine große Fensterfläche nach außen
(...) Das Schauspielhaus öffnet sich nicht ausrei-
chend seiner umgebung, um unmittelbar als sol-
ches erkannt zu werden.
Erfahrungsbericht — Aufmerksamkeit schaffen
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Buch Bühne und Kostüme"
Bühne und Kostüme
- Titel
- Bühne und Kostüme
- Herausgeber
- Petra Simon
- Elemer Ploder
- Martina Thaller
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-763-2
- Abmessungen
- 24.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 124
- Kategorie
- Kunst und Kultur