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3. DasCoronavirus–BiologischeundepidemiologischeDynamiken 55
chenheuteeinbiszweiTage,biseineInfektioninverschiedenenKontinenten
gleichzeitig verbreitetwerdenkann.BestimmteRegionenhaben sehr inten-
sive Kontakte zu Regionen auf anderen Kontinenten. So ist etwa bekannt,
dassgeradezwischenNorditalienundChinasehrvielReisetätigkeitbesteht,
da zumeinen viele chinesische Staatsangehörige in italienischenBetrieben
arbeiten und zumanderen zahlreiche italienische Firmen inChina fertigen
lassen.
Innerhalb der Regionen sind nahezu sämtliche soziale Situationenmit
geringer Körperdistanz denkbar für eine Übertragung. Neben Arbeits-
undEventsituationen sind hier insbesondereÜbertragungen innerhalb von
Familien und Haushalten relevant. Im privaten Umfeld geschehen in Eu-
ropa ungefähr 20 bis 30 Prozent aller Infektionen [171, 172]. In der Realität
allerdings sind spezifische Arbeits- oder Privatsituationen auch mit den
Superspreading-Eventsassoziiert,wieverschiedeneBeispielegezeigthaben.
Erinnert sei anprivateFeiern in einzelnenHäuserblocks inBerlinoder aber
an die erhebliche Problematik in der Fleischverarbeitung.Wie generell bei
der Übertragung von Infektionen sind auch in diesemZusammenhang die
gesellschaftlichen Kontexte und jeweiligen epidemischen Bedingungen in
Rechnungzustellen.ChinesischeDatenhabenetwawährenddesAusbruchs
eineÜbertragungsratevon17Prozent inHaushaltenergeben [173].
Für die schnelle Verbreitung des neuen Coronavirus ist sicherlich auch
dergroßeAnteilsogenannterasymptomatischerVerläufeverantwortlich.Bei
diesemPhänomenregistrierendie betroffenenMenschenkeinerlei Sympto-
me,die auf eine Infektion schließen lassen.EineentsprechendeÜbersichts-
arbeithathiereinePrävalenzvonca.40-45Prozentergeben[174].Dasheißt,
knapp die Hälfte aller infizierten Personenweiß gar nicht um das unmit-
telbareRisiko,dassie fürandereMenschenhinsichtlichderÜbertragungdes
Virusdarstellt.DieserhoheAnteilmachteserwartbarschwierig,dieAusbrei-
tung zu verhindern, da vieleMenschendazumotiviertwerdenmüssen, die
notwendigenHygienemaßnahmeneinzuhalten,ohnedasssieselbstodervie-
leandere in ihremUmfeldbetroffenscheinenunddadurcheherdemotiviert
werden,sichanderPräventionzubeteiligen.
Zudembraucht es eine gewisse Zeit vonderExposition gegenüber dem
VirusbiszumBemerkenvonSymptomen,wenndennüberhauptwelchevor-
handen sind.Das heißt, nebenden asymptomatischenVerläufen ist zudem
nochdiesogenannteprä-symptomatischeZeiteinzuberechnen.Diesebetrug
imDurchschnitt6Tage[175].AuchindieserZeitkonntedasVirusunbemerkt
weitergegebenwerden.
War der Coronavirus-Lockdown notwendig?
Versuch einer wissenschaftlichen Antwort
- Titel
- War der Coronavirus-Lockdown notwendig?
- Untertitel
- Versuch einer wissenschaftlichen Antwort
- Autor
- Dirk Richter
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefelfd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5545-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 192
- Schlagwörter
- Corona, Pandemie, Covid, Corona, Lockdown
- Kategorien
- Coronavirus
- Medien
- Medizin