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zugroßenTeilendurchSteuergelderermöglichtwerden,allenInteressierten
ungehindert zurVerfügung stehen [306]. Letzteres ist traditionell nicht der
Fall gewesen,dadiegroßenWissenschaftsverlage es verstandenhaben, sich
denZugangsehrgutbezahlenzu lassenunddiesenauchnur für lizenzierte
Interessierteermöglichthaben.
DieswardieAusgangspositionzuBeginnderPandemie:Preprintswaren
möglich,abernicht verbreitet.MitderPandemie sollte sichdiesdramatisch
ändern [307].SchonMitteApril 2020wurdenaufdenPreprint-Servern ›Me-
drxiv‹ und ›Biorxiv‹ wöchentlichmehr als 1.500Manuskripte hochgeladen,
von denen ein großer Teil Covid-19-bezogen waren. Das heißt, es gehörte
fast zumStandard der Publikationspraxis, alleManuskripte vor oder wäh-
rendderEingabebeiderZeitschrift aufdieServer zu laden.Unddie eigene
Erfahrungzeigteauch,dassdiePreprintsheruntergeladenundgelesenwur-
den.MitdieserPraxis ist natürlichunterUmständeneinemWildwuchs von
ArtikelnTürundTorgeöffnetworden,beiderdieQualitätderForschungsar-
beitenzuwünschenübrig lassenkann.Dies ist fürdieweitereÖffentlichkeit
solange kein Problem,wie es dieGrundlagenforschung in Physik oderMa-
thematikbetrifft.SobaldaberpotenzielleTherapieverfahrenberührtwerden,
könntees riskanterwerden.
Ein weiterer potenziell problematischer Aspekt in diesem Zusammen-
hang ist die journalistische Aufbereitung der Publikationen für die Publi-
kumsmedien und die sozialenMedien. Für die Preprint-Server haben sich
dieseMedien kaum interessiert, solange es nur umnaturwissenschaftliche
Grundlagenforschungging.NunaberwurdendieneueingestelltenArbeiten
vonNicht-Fachpersonen, die Journalistinnen und Journalisten üblicherwei-
se sind, gescreent und die Resultate wurden aufbereitet für die breite Öf-
fentlichkeit.UndselbstwenndieresultierendenArtikelHinweiseenthielten,
dassdiejeweiligeArbeitnochnichtbegutachtetwordenwar,verbreitetensich
dieBotschaftenglobal.SogeschehenetwamitderSeroprävalenz-Studieaus
demSantaClaraCountyinKalifornien[191],dieeinedeutlichhöhereInfekti-
onsprävalenz inderBevölkerungberichtete,welchewiederummiteinersehr
geringenInfektionssterblichkeitkorrespondierte–aufdieseStudie,ihreme-
thodischen Probleme und denCo-Autor John P. Ioannidiswurde inKapitel
drei ausführlich eingegangen. Die Lockdown-kritische rechts-konservative
Publizistik indenVereinigtenStaatenunddarüberhinausnahmdieResulta-
tegerneauf,umdievermeintlicheÜberreaktionderBehördenzukritisieren
[308].DieStudiewurdeebenfalls inDeutschlandundinderSchweizentspre-
chendrezipiert [30].
War der Coronavirus-Lockdown notwendig?
Versuch einer wissenschaftlichen Antwort
- Titel
- War der Coronavirus-Lockdown notwendig?
- Untertitel
- Versuch einer wissenschaftlichen Antwort
- Autor
- Dirk Richter
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefelfd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5545-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 192
- Schlagwörter
- Corona, Pandemie, Covid, Corona, Lockdown
- Kategorien
- Coronavirus
- Medien
- Medizin