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Covid-19: Verlautbarungen der Schweizer Nationalen
Ethikkommission im Bereich Humanmedizin
Nadine Brühwiler, Simone Romagnoli, Jean-Daniel Strub
Die „außerordentliche Lage“ in der Schweiz
In der Schweiz setzte der Bundesrat am 16. März 2020 die „außerordentli-
che Lage“ in Kraft. Zu normalen Zeiten ist die Landesregierung im födera-
listisch organisierten Schweizer Staatswesen in Gesundheitsbelangen mit
vergleichsweise geringen Kompetenzen ausgestattet. Die Hoheit liegt hier
bei den Kantonen, und tatsächlich variierte deren Umgang mit der Bedro-
hung durch das neue Coronavirus bis Mitte März beträchtlich. Dies auch
deshalb, weil die einzelnen Landesteile – nicht nur zu Beginn, sondern
während der gesamten coronabedingten Ausnahmesituation – in sehr un-
terschiedlichem Ausmaß von Covid-19 betroffen waren. Unter den Gege-
benheiten der „außerordentlichen Lage“, die – gestützt auf die noch sehr
junge gesetzliche Grundlage des Bundesgesetzes „über die Bekämpfung
übertragbarer Krankheiten des Menschen“ (dem Epidemiengesetz vom
28. September 2012) – erstmals überhaupt zur Anwendung kam, konnte
der Bundesrat nun jedoch weitreichende Maßnahmen für die ganze
Schweiz beschließen. Ein „Lockdown“, vergleichbar mit den ungefähr zeit-
gleich beschlossenen Maßnahmen ihrer deutschsprachigen Nachbarländer,
war damit auch in der Schweiz Tatsache. Zu den Maßnahmen gehörten
unter anderem ein Versammlungsverbot, die sofortige Schließung der
meisten Läden und aller Schulen, das Aufgebot der Armee zur Unterstüt-
zung der kantonalen Behörden (namentlich im Gesundheitsbereich), ein
Aufschub aller nicht lebensnotwendiger Eingriffe und Behandlungen in
Spitälern sowie ein Besuchs-, Kontakt- und Ausgangsverbot in Institutio-
nen der Langzeitpflege wie Alters- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen
für Menschen mit Behinderung.
Ein erster Fokus der medizinethischen Aufmerksamkeit galt auch hier-
zulande der Frage nach dem Umgang mit den begrenzten Ressourcen –
Bettenkapazität, Beatmungsgeräte, Personal – in der Intensivmedizin. Dies
nicht zuletzt unter dem Eindruck der bedrückenden Berichte und Bilder,
die von der allmählichen Überlastung des Gesundheitswesens in der Lom-
bardei und im Elsass zeugten. Beides sind Regionen, die unmittelbar an
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik