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und Datenschutz sowie Ethik. Eine Kurzfassung mit den wichtigsten Posi-
tionen der Kommission konnte dem Bundesamt bereits am 3. April zuge-
stellt werden. Die ausführliche und öffentlich zugängliche Stellungnahme
der NEK-CNE wurde am 6. April per Zirkularbeschluss verabschiedet und
publiziert. Diese Verlautbarung der Kommission fand breiten Widerhall in
der einsetzenden öffentlichen Diskussion – nicht zuletzt wurde sie auch
von den Bundesbehörden regelmäßig zitiert, wenn über die inzwischen
eingeführte App, deren technische Rahmenbedingungen sowie die ethi-
schen und rechtlichen Anforderungen an die Applikation informiert wur-
de.
Keine grundsätzlichen ethischen Einwände gegen das digitale Contact
Tracing
In ihrer Stellungnahme7 kommt die NEK-CNE zum Schluss, dass dem di-
gitalen Contact Tracing keine grundsätzlichen ethischen Erwägungen ent-
gegenstehen. Voraussetzung sei aber, dass strikte Bedingungen hinsichtlich
der Fragen, wie die App konzipiert ist, welche Daten sie nutzt, wo diese
aufbewahrt werden und wie über die App kommuniziert wird, einzuhal-
ten sind. Digitale Kontaktverfolgung könne, so die Kommission, einen
wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Übertragungsketten unterbrochen
werden könnten. Sie berühre aber wichtige Interessen und Rechtsgüter des
Individuums – insbesondere dessen Privatsphäre – und sei deshalb aus
ethischer Sicht an Bedingungen zu knüpfen, die sich namentlich aus dem
Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ergeben.
Die Kommission weist in ihrer Stellungnahme nachdrücklich darauf
hin, dass nicht nur jede Form des digitalen Contact Tracings individuelle
Interessen gefährden könne – auch die im Rahmen des Lockdown ange-
ordneten Maßnahmen, wie das Versammlungsverbot oder das Nutzungs-
verbot öffentlicher Räume, schränkten persönliche Freiheiten der Bür-
gerinnen und Bürger empfindlich ein und zeitigten erhebliche Folgepro-
bleme sozialer und ökonomischer Art mit teils gravierenden Auswirkun-
gen auf die individuellen Lebenssituationen. Vor diesem Hintergrund sei
das digitale Contact Tracing auch als Maßnahme, die zur Wahrung indivi-
dueller Rechtsgüter beitragen könne, etwa indem sie Bewegungsfreiheit
3.2.2
7 Die Stellungnahme der NEK-CNE zum digitalen Contact Tracing ist abrufbar un-
ter: https://www.nek-cne.admin.ch/inhalte/Themen/Stellungnahmen/NEK-stellung
nahme-Contact_Tracing.pdf.
Covid-19: Verlautbarungen der Schweizer Nationalen Ethikkommission
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik