Seite - 93 - in Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
Bild der Seite - 93 -
Text der Seite - 93 -
6. Die Nichtaufnahme einer intensivmedizinischen Behandlung sowie
die Entscheidung, eine Therapielimitation zu setzen, müssen „begrün-
det, dokumentiert und kommuniziert“ werden und dürfen „die Inten-
sität von ‚weniger invasiven‘ Therapien nicht verhindern“.
7. Die Entscheidung, aufgrund des extremen Ungleichgewichts zwischen
Bedarf und Verfügbarkeit von Ressourcen eine Therapielimitation zu
setzen, wird ausschließlich „durch die Außerordentlichkeit der Situati-
on gerechtfertigt“.
8. „Im Fall von außerordentlich schwierigen Entscheidungen oder Unsi-
cherheiten soll eine ‚Second Opinion‘ […] durch sehr erfahrene Ge-
sprächspartner […] eingeholt werden.“
9. Die Aufnahmekriterien für die Intensivtherapie sollten bei jedem ein-
zelnen Patienten „so früh wie möglich diskutiert und definiert wer-
den“, nicht erst bei einer klinischen Verschlechterung oder aber bei
Verknappung der Verfügbarkeit von Intensivplätzen.
„Eine eventuelle ‚Do not Intubate‘-Anordnung sollte in der Patienten-
kurve vermerkt sein, um im Falle einer rapiden klinischen Verschlech-
terung die Entscheidung zu leiten, auch wenn Kollegen, welche in die
Planung des Patienten nicht eingeweiht sind oder ihn nicht kennen,
im Dienst sind.“
10. Empfohlen wird „eine palliative Sedierung bei hypoxischen Patienten
und deletärem Verlauf“ nach den bereits bestehenden Richtlinien so-
wie die Verlegung von Patientinnen und Patienten, bei denen abseh-
bar ist, dass der „Sterbeprozess nicht kurz sein wird, […] in ein weni-
ger intensives Umfeld“.
11. „Alle auf [einer] Intensivstation aufgenommenen Patienten sollen als
‚ICU-Trial‘ eingeschätzt und vermerkt werden“, was eine tägliche Eva-
luierung „der Angemessenheit, des Therapieziels und der Verhältnis-
mäßigkeit der Therapie“ zur Folge hat. Bei einer ungünstigen Evaluie-
rung dürfen in einer „Situation eines massiven Auftretens von Patien-
ten ein Therapierückzug bzw. eine Umstellung von einem intensiven
auf ein palliatives Behandlungsziel nicht verzögert werden“.
12. „Eine Therapielimitation muss so weit als möglich mit dem Behand-
lungsteam besprochen und gemeinsam getragen werden und (wenn
möglich) gemeinsam mit dem Patienten und/oder den Angehörigen
besprochen werden. Sie muss in jedem Fall zeitgerecht erfolgen […].“
Das Triage-Problem in Italien während der COVID-19-Pandemie
93
https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
zurück zum
Buch Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise"
Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Titel
- Die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Autoren
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Herausgeber
- Walter Schaupp
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 448
- Schlagwörter
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Kategorien
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik