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Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
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portionalistische) Theorie behaupten würde.16 Im Sinne einer Korrektur können dann sowohl bestimmte Rechte oder, in anderen Ansätzen, be- stimmte Pflichten dienen, seien diese im präsumtiven Sinn als prima facie- Pflichten verstanden17 oder als absolut geltende Pflichten, wie bisweilen etwa das Verbot der direkten Tötung eines Unschuldigen oder der Falsch- aussage.18 Bei näherer Betrachtung ist aber oft der Unterschied nicht so groß, wenn es konkret wird. Zum einen wird man nicht immer überein- stimmen in der Frage, was denn eine Schädigung (harm) ist, wie groß denn der Schaden ist oder welche geringeren Schädigungen man bzw. wer gege- benenfalls in Kauf nehmen darf. Zum zweiten kann man die Barriere ge- gen den „uneingeschränkten Utilitarismus“ unterschiedlich hoch konstru- ieren, je nach der Größe des zu verhindernden Schadens. Insofern könnte man auch von einem utilitarianism of rights sprechen oder – in anderem Kontext – von einem utilitarianism of duties, der sich spätestens zeigt, wenn ein Konflikt von Rechten oder Pflichten eine Abwägung oder Priorisie- rung erfordert. Das lässt sich gut illustrieren an der Äußerung von Wolf- gang Schäuble über die Priorität des Lebensschutzes, wenn dieser feststellt, dass man zur Rettung von Leben die Wirtschaft nicht langfristig lahmle- gen dürfe. Hier deutet sich in der Tat ein schwerwiegender Konflikt an: eine allzu geschwächte Wirtschaft würde auch die Möglichkeiten der Le- bensrettung einschränken, weil das Gesundheitssystem nicht mehr finan- zierbar wäre. Man hätte also zwischen zwei gravierenden Übeln zu wäh- len. Hätte Schäuble somit als Utilitarist zu gelten? Das hängt wohl auch vom Zeitpunkt ab, zu dem solche Überlegungen vorgetragen werden. Im letzten Jahr hätte diese Äußerung mit Sicherheit Empörung hervorgerufen und wäre vielleicht als utilitaristisch disqualifiziert worden, in der jetzigen ernsten Situation gab es nur leise Kritik. 16 Was die Terminologie angeht, wird,teleologisch‘ oft mit,utilitaristisch‘ gleichge- setzt; häufiger versteht man unter Utilitarismus hingegen eine bestimmte Spielart von Teleologie, vor allem den hedonistischen Utilitarismus von Bentham, Mill und Sidgwick oder den heute gängigen Präferenzutilitarismus etwa von Hare. Paulsen äußert zur Terminologie, er habe seine Position in der ersten Auflage uti- litaristisch genannt, wegen dessen historischer Verbindung mit dem Hedonismus habe er aber „mit zu spät kommender Vorsicht, den Ausdruck utilitaristisch durch den Ausdruck teleologisch ersetzt, der zugleich den Vorzug hat, dass er an die allgemeine Weltanschauung erinnert, aus der diese Form der Ethik hervorge- gangen ist, nämlich die platonisch-aristotelische“ (Paulsen, System der Ethik I, 219). 17 Vgl. Ross, The Right and the Good. 18 Solches Verständnis findet sich außer bei Kant auch in der moraltheologischen Tradition. Vgl. dazu Schüller, Begründung. Werner Wolbert 124 https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
Titel
Die Corona-Pandemie
Untertitel
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
Autoren
Wolfgang Kröll
Johann Platzer
Hans-Walter Ruckenbauer
Herausgeber
Walter Schaupp
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft
Ort
Baden-Baden
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-1058-9
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
448
Schlagwörter
Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
Kategorien
Coronavirus
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