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Die Corona-Pandemie - Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
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Was ein Äquivalent hat, ist austauschbar, ersetzbar. Entsprechend versteht man unter „Utilitarismus“ meist eine Ethik, in der alles austauschbar ist, die für alles Äquivalente kennt, für die alle Güter abwägbar sind. Und eine teleologische Ethik ist eben eine Ethik der Güterabwägung, welche aber nicht ausschließen muss, dass es auch einen Wert gibt, der jeder Abwä- gung entzogen ist, was bei Kant die Würde ist. Kant erläutert: „Also ist Sitt- lichkeit und die Menschheit, so fern sie derselben fähig ist, dasjenige, was allein Würde hat.“47 Zunächst kommt Würde also der Moralität, der sittli- chen Gesinnung zu, dann dem Menschen48, sofern er diese realisieren kann, nicht sofern der Mensch die Gesinnung realisiert hat. Im letzteren Fall wären die Menschen nämlich in ihrer Würde ungleich. In der Fähig- keit zur Moralität sind sie dagegen gleich. Und auf Grund dieser Gleichheit gilt Benthams Grundsatz (dessen Begründung aber bei ihm unklar bleibt): Everybody to count for one, nobody for more than one. Mindestens in der obigen Formulierung Kants erscheint der Wert als ethische Grundkategorie; das ist an sich das Kennzeichen einer teleologi- schen Ethik. Bekanntlich erscheint allerdings in anderen kantischen Aussa- gen die Pflicht als solche Grundkategorie; vom griechischen deon (δέον) hat solche Ethik den Namen deontologisch.49 Auf der metaethischen Ebe- ne der ethischen Basiskategorie könnte man Kant also sowohl als Deonto- logen wie als Teleologen einordnen.50 An die Bedeutung der Pflicht knüpft das Verständnis von Kant als Erzdeontologen an und als Antipoden gegen jedweden Utilitarismus oder eine Ethik der Güterabwägung. Und Kant selbst hat wohl gedacht, die einzige Alternative zu seinem Ansatz sei ir- gendeine Form einer hedonistischen Ethik, die keine kategorische Ver- pflichtung kennt.51 Den Gedanken einer unbedingten Pflicht würde aber auch ein idealer Utilitarist bejahen. Das deontische Element „unbedingte Verpflichtung“, das für Moralität konstitutiv ist, ist aber zu unterscheiden 47 Kant, Grundlegung, IV 435. 48 „Menschheit“ bedeutet hier nicht etwa Menschengeschlecht (genus humanum), sondern das Wesen des Menschen, das, was den Menschen zum Menschen macht (humanitas). 49 Für heutige konsequentere deontologische Theorien vgl. vor allem Prichard, Does Moral Philosophy rest on a Mistake?; Wolbert, Güterabwägung und Selbst- zwecklichkeit. 50 Das Verhältnis beider Bestimmungen wie auch der ersten zur zweiten Fassung des Kategorischen Imperativs ist hier der Kant-Exegese zu überlassen. 51 Vgl. Ewing, Ethics, 60: „He kept thinking of some form of hedonism as the only alternative to his view, and ignored the possibility of a theory which, without tak- ing the hedonist view of good and evil, still derived the obligatoriness or wrong- ness of an action of its good or bad effects.” Werner Wolbert 132 https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
Titel
Die Corona-Pandemie
Untertitel
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
Autoren
Wolfgang Kröll
Johann Platzer
Hans-Walter Ruckenbauer
Herausgeber
Walter Schaupp
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft
Ort
Baden-Baden
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-1058-9
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
448
Schlagwörter
Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
Kategorien
Coronavirus
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