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Wirtshauses war, zur Heirat gedrängt und hierbei keine andere Hoffnung
gehabt hätte als Ihre Arbeitskraft, die man ja noch gar nicht kannte, und
Hansens Arbeitskraft, deren Nichtvorhandensein man doch schon erfahren
haben mußte.
»Nun ja«, sagte die Wirtin müde, »ich weiß ja, worauf Sie zielen und wie
fehl Sie dabei gehen. Von Klamm war in allen diesen Dingen keine Spur.
Warum hätte er für mich sorgen sollen oder richtiger: wie hätte er überhaupt
für mich sorgen können? Er wußte ja nichts mehr von mir. Daß er mich nicht
mehr hatte rufen lassen, war ein Zeichen, daß er mich vergessen hatte. Wen er
nicht mehr rufen läßt, vergißt er völlig. Ich wollte davon vor Frieda nicht
reden. Es ist aber nicht nur Vergessen, es ist mehr als das. Den, welchen man
vergessen hat, kann man ja wieder kennenlernen. Bei Klamm ist das nicht
möglich. Wen er nicht mehr rufen läßt, den hat er nicht nur für die
Vergangenheit völlig vergessen, sondern förmlich auch für alle Zukunft.
Wenn ich mir viel Mühe gebe, kann ich mich ja hineindenken in Ihre
Gedanken, in Ihre hier sinnlosen, in der Fremde, aus der Sie kommen,
vielleicht gültigen Gedanken. Möglicherweise versteigen Sie sich bis zu der
Tollheit, zu glauben, Klamm hätte mir gerade meinen Hans deshalb zum
Manne gegeben, damit ich nicht viel Hindernis habe, zu ihm zu kommen,
wenn er mich in Zukunft einmal riefe. Nun, weiter kann auch Tollheit nicht
gehen. Wo wäre der Mann, der mich hindern könnte, zu Klamm zu laufen,
wenn mir Klamm ein Zeichen gibt? Unsinn, völliger Unsinn; man verwirrt
sich selbst, wenn man mit diesem Unsinn spielt.«
»Nein«, sagte K, »verwirren wollen wir uns nicht, ich war mit meinen
Gedanken noch lange nicht so weit, wie Sie annehmen, wenn auch, um die
Wahrheit zu sagen, auf dem Wege dorthin. Vorläufig wunderte mich aber nur,
daß die Verwandtschaft so viel von der Heirat erhoffte und daß diese
Hoffnungen sich tatsächlich auch erfüllten, allerdings durch den Einsatz Ihres
Herzens, Ihrer Gesundheit. Der Gedanke an einen Zusammenhang dieser
Tatsachen mit Klamm drängte sich mir dabei allerdings auf, aber nicht oder
noch nicht in der Grobheit, mit der Sie es darstellten, offenbar nur zu dem
Zweck, um mich wieder einmal anfahren zu können, weil Ihnen das Freude
macht. Mögen Sie die Freude haben! Mein Gedanke aber war der: Zunächst
ist Klamm offenbar die Veranlassung der Heirat. Ohne Klamm wären Sie
nicht unglücklich gewesen, nicht untätig im Vorgärtchen gesessen, ohne
Klamm hätte Sie Hans dort nicht gesehen, ohne Ihre Traurigkeit hätte der
schüchterne Hans Sie nie anzusprechen gewagt, ohne Klamm hätten Sie sich
nie mit Hans in Tränen gefunden, ohne Klamm hätte der alte, gute Onkel-
Gastwirt niemals Hans und Sie dort friedlich beisammen gesehen, ohne
Klamm wären Sie nicht gleichgültig gegen das Leben gewesen, hätten also
Hans nicht geheiratet. Nun, in dem allen ist doch schon genug Klamm, sollte
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Buch Das Schloss"
Das Schloss
- Titel
- Das Schloss
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 246
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller
- Kategorien
- Weiteres Belletristik