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Arbeit gehen, nicht?« Die Herren nickten lachend und eifrig, als hätten sie die
ganze Zeit über darauf gewartet, nur als K. seinen Hut vermißte, der in
seinem Zimmer liegengeblieben war, liefen sie sämtlich hintereinander, ihn
holen, was immerhin auf eine gewisse Verlegenheit schließen ließ. K. stand
still und sah ihnen durch die zwei offenen Türen nach, der letzte war natürlich
der gleichgültige Rabensteiner, der bloß einen eleganten Trab angeschlagen
hatte. Kaminer überreichte den Hut, und K. mußte sich, wie dies übrigens
auch öfters in der Bank nötig war, ausdrücklich sagen, daß Kaminers Lächeln
nicht Absicht war, ja daß er überhaupt absichtlich nicht lächeln konnte. Im
Vorzimmer öffnete dann Frau Grubach, die gar nicht sehr schuldbewußt
aussah, der ganzen Gesellschaft die Wohnungstür, und K. sah, wie so oft, auf
ihr Schürzenband nieder, das so unnötig tief in ihren mächtigen Leib
einschnitt. Unten entschloß sich K., die Uhr in der Hand, ein Automobil zu
nehmen, um die schon halbstündige Verspätung nicht unnötig zu vergrößern.
Kaminer lief zur Ecke, um den Wagen zu holen, die zwei anderen versuchten
offensichtlich, K. zu zerstreuen, als plötzlich Kullich auf das
gegenüberliegende Haustor zeigte, in dem eben der große Mann mit dem
blonden Spitzbart erschien und, im ersten Augenblick ein wenig verlegen
darüber, daß er sich jetzt in seiner ganzen Größe zeigte, zur Wand zurücktrat
und sich anlehnte. Die Alten waren wohl noch auf der Treppe. K. ärgerte sich
über Kullich, daß dieser auf den Mann aufmerksam machte, den er selbst
schon früher gesehen, ja den er sogar erwartet hatte. »Schauen Sie nicht hin!«
stieß er hervor, ohne zu bemerken, wie auffallend eine solche Redeweise
gegenüber selbständigen Männern war. Es war aber auch keine Erklärung
nötig, denn gerade kam das Automobil, man setzte sich und fuhr los. Da
erinnerte sich K., daß er das Weggehen des Aufsehers und der Wächter gar
nicht bemerkt hatte, der Aufseher hatte ihm die drei Beamten verdeckt und
nun wieder die Beamten den Aufseher. Viel Geistesgegenwart bewies das
nicht, und K. nahm sich vor, sich in dieser Hinsicht genauer zu beobachten.
Doch drehte er sich noch unwillkürlich um und beugte sich über das
Hinterdeck des Automobils vor, um möglicherweise den Aufseher und die
Wächter noch zu sehen. Aber gleich wendete er sich wieder zurück und lehnte
sich bequem in die Wagenecke, ohne auch nur den Versuch gemacht zu
haben, jemanden zu suchen. Obwohl es nicht den Anschein hatte, hätte er
gerade jetzt Zuspruch nötig gehabt, aber nun schienen die Herren ermüdet,
Rabensteiner sah rechts aus dem Wagen, Kullich links, und nur Kaminer
stand mit seinem Grinsen zur Verfügung, über das einen Spaß zu machen
leider die Menschlichkeit verbot.
In diesem Frühjahr pflegte K. die Abende in der Weise zu verbringen, daß
er nach der Arbeit, wenn dies noch möglich war - er saß meistens bis neun
Uhr im Büro -, einen kleinen Spaziergang allein oder mit Beamten machte
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Buch Der Prozeß"
Der Prozeß
- Titel
- Der Prozeß
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 158
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155