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ein abschließendes Wort gesagt hatte, nach einem kleinen Anmerkungsbuch,
dem einzigen Gegenstand auf seinem Tisch. Es war schulheftartig, alt, durch
vieles Blättern ganz aus der Form gebracht. »Also«, sagte der
Untersuchungsrichter, blätterte in dem Heft und wandte sich im Tone einer
Feststellung an K., »Sie sind Zimmermaler?« »Nein«, sagte K., »sondern
erster Prokurist einer großen Bank.« Dieser Antwort folgte bei der rechten
Partei unten ein Gelächter, das so herzlich war, daß K. mitlachen mußte. Die
Leute stützten sich mit den Händen auf ihre Knie und schüttelten sich wie
unter schweren Hustenanfällen. Es lachten sogar einzelne auf der Galerie. Der
ganz böse gewordene Untersuchungsrichter, der wahrscheinlich gegen die
Leute unten machtlos war, suchte sich an der Galerie zu entschädigen, sprang
auf, drohte der Galerie, und seine sonst wenig auffallenden Augenbrauen
drängten sich buschig, schwarz und groß über seinen Augen.
Die linke Saalhälfte war aber noch immer still, die Leute standen dort in
Reihen, hatten ihre Gesichter dem Podium zugewendet und hörten den
Worten, die oben gewechselt wurden, ebenso ruhig zu wie dem Lärm der
anderen Partei, sie duldeten sogar, daß einzelne aus ihren Reihen mit der
anderen Partei hie und da gemeinsam vorgingen. Die Leute der linken Partei,
die übrigens weniger zahlreich waren, mochten im Grunde ebenso
unbedeutend sein wie die der rechten Partei, aber die Ruhe ihres Verhaltens
ließ sie bedeutungsvoller erscheinen. Als K. jetzt zu reden begann, war er
überzeugt, in ihrem Sinne zu sprechen.
»Ihre Frage, Herr Untersuchungsrichter, ob ich Zimmermaler bin -
vielmehr, Sie haben gar nicht gefragt, sondern es mir auf den Kopf zugesagt -,
ist bezeichnend für die ganze Art des Verfahrens, das gegen mich geführt
wird. Sie können einwenden, daß es ja überhaupt kein Verfahren ist, Sie
haben sehr recht, denn es ist ja nur ein Verfahren, wenn ich es als solches
anerkenne. Aber ich erkenne es also für den Augenblick jetzt an, aus Mitleid
gewissermaßen. Man kann sich nicht anders als mitleidig dazu stellen, wenn
man es überhaupt beachten will. Ich sage nicht, daß es ein liederliches
Verfahren ist, aber ich möchte Ihnen diese Bezeichnung zur Selbsterkenntnis
angeboten haben.«
K. unterbrach sich und sah in den Saal hinunter. Was er gesagt hatte, war
scharf, schärfer, als er es beabsichtigt hatte, aber doch richtig. Es hätte Beifall
hier oder dort verdient, es war jedoch alles still, man wartete offenbar
gespannt auf das Folgende, es bereitete sich vielleicht in der Stille ein
Ausbruch vor, der allem ein Ende machen würde. Störend war es, daß sich
jetzt die Tür am Saalende öffnete, die junge Wäscherin, die ihre Arbeit
wahrscheinlich beendet hatte, eintrat und trotz aller Vorsicht, die sie
aufwendete, einige Blicke auf sich zog. Nur der Untersuchungsrichter machte
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Buch Der Prozeß"
Der Prozeß
- Titel
- Der Prozeß
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 158
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155