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unter die Arme zu greifen.
Aber der Mann folgte der Aufforderung nicht, sondern hielt die Hände
ruhig in den Hosentaschen und lachte laut. »Sehen Sie«, sagte er zu dem
Mädchen, »ich habe also doch das Richtige getroffen. Dem Herrn ist nur hier
nicht wohl, nicht im allgemeinen.« Das Mädchen lächelte auch, schlug aber
dem Mann leicht mit den Fingerspitzen auf den Arm, als hätte er sich mit K.
einen zu starken Spaß erlaubt. »Aber was denken Sie denn«, sagte der Mann
noch immer lachend, »ich will ja den Herrn wirklich hinausführen.« »Dann ist
es gut«, sagte das Mädchen, indem sie ihren zierlichen Kopf für einen
Augenblick neigte. »Messen Sie dem Lachen nicht zuviel Bedeutung zu«,
sagte das Mädchen zu K., der, wieder traurig geworden, vor sich hinstarrte
und keine Erklärung zu brauchen schien, »dieser Herr - ich darf Sie doch
vorstellen?« (der Herr gab mit einer Handbewegung die Erlaubnis) - »dieser
Herr also ist der Auskunftgeber. Er gibt den wartenden Parteien alle Auskunft,
die sie brauchen, und da unser Gerichtswesen in der Bevölkerung nicht sehr
bekannt ist, werden viele Auskünfte verlangt. Er weiß auf alle Fragen eine
Antwort, Sie können ihn, wenn Sie einmal Lust dazu haben, daraufhin
erproben. Das ist aber nicht sein einziger Vorzug, sein zweiter Vorzug ist die
elegante Kleidung. Wir, das heißt die Beamtenschaft, meinten einmal, man
müsse den Auskunftgeber, der immerfort, und zwar als erster, mit Parteien
verhandelt, des würdigen ersten Eindrucks halber, auch elegant anziehen. Wir
anderen sind, wie Sie gleich an mir sehen können, leider sehr schlecht und
altmodisch angezogen; es hat auch nicht viel Sinn, für die Kleidung etwas zu
verwenden, da wir fast unaufhörlich in den Kanzleien sind, wir schlafen ja
auch hier. Aber, wie gesagt, für den Auskunftgeber hielten wir einmal schöne
Kleidung für nötig. Da sie aber von unserer Verwaltung, die in dieser Hinsicht
etwas sonderbar ist, nicht erhältlich war, machten wir eine Sammlung - auch
Parteien steuerten bei - und wir kauften ihm dieses schöne Kleid und noch
andere. Alles wäre jetzt vorbereitet, einen guten Eindruck zu machen, aber
durch sein Lachen verdirbt er es wieder und erschreckt die Leute.« »So ist
es«, sagte der Herr spöttisch, »aber ich verstehe nicht, Fräulein, warum Sie
dem Herrn alle unsere Intimitäten erzählen oder besser, aufdrängen, denn er
will sie ja gar nicht erfahren. Sehen Sie nur, wie er, offenbar mit seinen
eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dasitzt.« K. hatte nicht einmal Lust, zu
widersprechen, die Absicht des Mädchens mochte eine gute sein, sie war
vielleicht darauf gerichtet, ihn zu zerstreuen oder ihm die Möglichkeit zu
geben, sich zu sammeln, aber das Mittel war verfehlt. »Ich mußte ihm ihr
Lachen erklären«, sagte das Mädchen. »Es war ja beleidigend.« »Ich glaube,
er würde noch ärgere Beleidigungen verzeihen, wenn ich ihn schließlich
hinausführe.« K. sagte nichts, sah nicht einmal auf, er duldete es, daß die zwei
über ihn wie über eine Sache verhandelten, es war ihm sogar am liebsten.
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Der Prozeß
- Titel
- Der Prozeß
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 158
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155