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glücklich schätzen, wenn meine Kraft für diese äußerst schwierige Aufgabe
ausreichen könnte; ich fürchte sehr, daß sie nicht ausreichen wird, jedenfalls
will ich nichts unversucht lassen; wenn ich nicht ausreiche, könnte man ja
noch jemanden anderen beiziehen. Um aufrichtig zu sein, interessiert mich
die Sache zu sehr, als daß ich es über mich bringen könnte, auf jede
Beteiligung zu verzichten. Hält es mein Herz nicht aus, so wird es doch
wenigstens hier eine würdige Gelegenheit finden, gänzlich zu versagen.« K.
glaubte, kein Wort dieser ganzen Rede zu verstehen, er sah den Onkel an, um
dort eine Erklärung zu finden, aber dieser saß, mit der Kerze in der Hand, auf
dem Nachttischchen, von dem bereits eine Arzneiflasche auf den Teppich
gerollt war, nickte zu allem, was der Advokat sagte, war mit allem
einverstanden und sah hie und da auf K. mit der Aufforderung zu gleichem
Einverständnis hin. Hatte vielleicht der Onkel schon früher dem Advokaten
von dem Prozeß erzählt? Aber das war unmöglich, alles, was vorhergegangen
war, sprach dagegen. »Ich verstehe nicht -«, sagte er deshalb. »Ja, habe
vielleicht ich Sie mißverstanden?« fragte der Advokat ebenso erstaunt und
verlegen wie K. »Ich war vielleicht voreilig. Worüber wollten Sie denn mit
mir sprechen? Ich dachte, es handle sich um Ihren Prozeß?« »Natürlich«,
sagte der Onkel und fragte dann K.: »Was willst du denn?« »Ja, aber woher
wissen Sie denn etwas über mich und meinen Prozeß?« fragte K. »Ach so«,
sagte der Advokat lächelnd, »ich bin doch Advokat, ich verkehre in
Gerichtskreisen, man spricht über verschiedene Prozesse, und auffallendere,
besonders wenn es den Neffen eines Freundes betrifft, behält man im
Gedächtnis. Das ist doch nichts Merkwürdiges.« »Was willst du denn?« fragte
der Onkel K. nochmals. »Du bist so unruhig.« »Sie verkehren in diesen
Gerichtskreisen?« fragte K. »Ja«, sagte der Advokat. »Du fragst wie ein
Kind«, sagte der Onkel. »Mit wem sollte ich denn verkehren, wenn nicht mit
Leuten meines Faches?« fügte der Advokat hinzu. Es klang so
unwiderleglich, daß K. gar nicht antwortete. »Sie arbeiten doch bei dem
Gericht im Justizpalast, und nicht bei dem auf dem Dachboden«, hatte er
sagen wollen, konnte sich aber nicht überwinden, es wirklich zu sagen. »Sie
müssen doch bedenken«, fuhr der Advokat fort, in einem Tone, als erkläre er
etwas Selbstverständliches überflüssigerweise und nebenbei, »Sie müssen
doch bedenken, daß ich aus einem solchen Verkehr auch große Vorteile für
meine Klientel ziehe, und zwar in vielfacher Hinsicht, man darf nicht einmal
immer davon reden. Natürlich bin ich jetzt infolge meiner Krankheit ein
wenig behindert, aber ich bekomme trotzdem Besuch von guten Freunden
vom Gericht und erfahre doch einiges. Erfahre vielleicht mehr als manche, die
in bester Gesundheit den ganzen Tag bei Gericht verbringen. So habe ich zum
Beispiel gerade jetzt einen lieben Besuch.« Und er zeigte in eine dunkle
Zimmerecke. »Wo denn?« fragte K. in der ersten Überraschung fast grob. Er
sah unsicher herum; das Licht der kleinen Kerze drang bis zur
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Buch Der Prozeß"
Der Prozeß
- Titel
- Der Prozeß
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 158
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155