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verstanden, sich in der Bank in verhältnismäßig kurzer Zeit zu seiner hohen
Stellung emporzuarbeiten und sich, von allen anerkannt, in dieser Stellung zu
erhalten, er mußte jetzt nur diese Fähigkeiten, die ihm das ermöglicht hatten,
ein wenig dem Prozeß zuwenden, und es war kein Zweifel, das es gut
ausgehen müßte. Vor allem war es, wenn etwas erreicht werden sollte,
notwendig, jeden Gedanken an eine mögliche Schuld von vornherein
abzulehnen. Es gab keine Schuld. Der Prozeß war nichts anderes als ein
großes Geschäft, wie er es schon oft mit Vorteil für die Bank abgeschlossen
hatte, ein Geschäft, innerhalb dessen, wie das die Regel war, verschiedene
Gefahren lauerten, die eben abgewehrt werden mußten. Zu diesem Zwecke
durfte man allerdings nicht mit Gedanken an irgendeine Schuld spielen,
sondern den Gedanken an den eigenen Vorteil möglichst festhalten. Von
diesem Gesichtspunkt aus war es auch unvermeidlich, dem Advokaten die
Vertretung sehr bald, am besten noch an diesem Abend, zu entziehen. Es war
zwar nach seinen Erzählungen etwas Unerhörtes und wahrscheinlich sehr
Beleidigendes, aber K. konnte nicht dulden, daß seinen Anstrengungen in
dem Prozeß Hindernisse begegneten, die vielleicht von seinem eigenen
Advokaten veranlaßt waren. War aber einmal der Advokat abgeschüttelt, dann
mußte die Eingabe sofort überreicht und womöglich jeden Tag darauf
gedrängt werden, daß man sie berücksichtige. Zu diesem Zwecke würde es
natürlich nicht genügen, daß K. wie die anderen im Gang saß und den Hut
unter die Bank stellte. Er selbst oder die Frauen oder andere Boten mußten
Tag für Tag die Beamten überlaufen und sie zwingen, statt durch das Gitter
auf den Gang zu schauen, sich zu ihrem Tisch zu setzen und K.s Eingabe zu
studieren. Von diesen Anstrengungen dürfte man nicht ablassen, alles müßte
organisiert und überwacht werden, das Gericht sollte einmal auf einen
Angeklagten stoßen, der sein Recht zu wahren verstand.
Wenn sich aber auch K. dies alles durchzuführen getraute, die
Schwierigkeit der Abfassung der Eingabe war überwältigend. Früher, etwa
noch vor einer Woche, hatte er nur mit einem Gefühl der Scham daran denken
können, daß er einmal genötigt sein könnte, eine solche Eingabe selbst zu
machen; daß dies auch schwierig sein konnte, daran hatte er gar nicht
gedacht. Er erinnerte sich, wie er einmal an einem Vormittag, als er gerade
mit Arbeit überhäuft war, plötzlich alles zur Seite geschoben und den
Schreibblock vorgenommen hatte, um versuchsweise den Gedankengang
einer derartigen Eingabe zu entwerfen und ihn vielleicht dem schwerfälligen
Advokaten zur Verfügung zu stellen, und wie gerade in diesem Augenblick
die Tür des Direktionszimmers sich öffnete und der Direktor-Stellvertreter
mit großem Gelächter eintrat. Es war für K. damals sehr peinlich gewesen,
obwohl der Direktor-Stellvertreter natürlich nicht über die Eingabe gelacht
hatte, von der er nichts wußte, sondern über einen Börsenwitz, den er eben
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Buch Der Prozeß"
Der Prozeß
- Titel
- Der Prozeß
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 158
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155