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so weiter. Der Prozeß muß eben immerfort in dem kleinen Kreis, auf den er
künstlich eingeschränkt worden ist, gedreht werden. Das bringt natürlich
gewisse Unannehmlichkeiten für den Angeklagten mit sich, die sie sich aber
wiederum nicht zu schlimm vorstellen dürfen. Es ist ja alles nur äußerlich, die
Verhöre beispielsweise sind also nur ganz kurz, wenn man einmal keine Zeit
oder keine Lust hat, hinzugehen, darf man sich entschuldigen, man kann
sogar bei gewissen Richtern die Anordnungen für eine lange Zeit im voraus
gemeinsam festsetzen, es handelt sich im Wesen nur darum, daß man, da man
Angeklagter ist, von Zeit zu Zeit bei seinem Richter sich meldet.« Schon
während der letzten Worte hatte K. den Rock über den Arm gelegt und war
aufgestanden. »Er steht schon auf!« rief es sofort draußen vor der Tür. »Sie
wollen schon fortgehen?« fragte der Maler, der auch aufgestanden war. »Es
ist gewiß die Luft, die Sie von hier vertreibt. Es ist mir sehr peinlich. Ich hätte
Ihnen auch noch manches zu sagen. Ich mußte mich ganz kurz fassen. Ich
hoffe aber, verständlich gewesen zu sein.« »O ja«, sagte K., dem von der
Anstrengung, mit der er sich zum Zuhören gezwungen hatte, der Kopf
schmerzte. Trotz dieser Bestätigung sagte der Maler, alles noch einmal
zusammenfassend, als wolle er K. auf den Heimweg einen Trost mitgeben:
»Beide Methoden haben das Gemeinsame, daß sie eine Verurteilung des
Angeklagten verhindern.« »Sie verhindern aber auch die wirkliche
Freisprechung«, sagte K. leise, als schäme er sich, das erkannt zu haben. »Sie
haben den Kern der Sache erfaßt«, sagte der Maler schnell. K. legte die Hand
auf seinen Winterrock, konnte sich aber nicht einmal entschließen, den Rock
anzuziehen. Am liebsten hätte er alles zusammengepackt und wäre damit an
die frische Luft gelaufen. Auch die Mädchen konnten ihn nicht dazu
bewegen, sich anzuziehen, obwohl sie, verfrüht, einander schon zuriefen, daß
er sich anziehe. Dem Maler lag daran, K.s Stimmung irgendwie zu deuten, er
sagte deshalb: »Sie haben sich wohl hinsichtlich meiner Vorschläge noch
nicht entschieden. Ich billige das. Ich hätte Ihnen sogar davon abgeraten, sich
sofort zu entscheiden. Die Vorteile und Nachteile sind haarfein. Man muß
alles genau abschätzen. Allerdings darf man auch nicht zuviel Zeit verlieren.«
»Ich werde bald wiederkommen«, sagte K., der in einem plötzlichen
Entschluß den Rock anzog, den Mantel über die Schulter warf und zur Tür
eilte, hinter der jetzt die Mädchen zu schreien anfingen. K. glaubte, die
schreienden Mädchen durch die Tür zu sehen. »Sie müssen aber Wort halten«,
sagte der Maler, der ihm nicht gefolgt war, »sonst komme ich in die Bank, um
selbst nachzufragen.« »Sperren Sie doch die Tür auf«, sagte K. und riß an der
Klinke, die die Mädchen, wie er an dem Gegendruck merkte, draußen
festhielten. »Wollen Sie von den Mädchen belästigt werden?« fragte der
Maler. »Benützen Sie doch lieber diesen Ausgang«, und er zeigte auf die Tür
hinter dem Bett. K. war damit einverstanden und sprang zum Bett zurück.
Aber statt die Tür dort zu öffnen, kroch der Maler unter das Bett und fragte
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Buch Der Prozeß"
Der Prozeß
- Titel
- Der Prozeß
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1926
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 158
- Schlagwörter
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155