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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 22 GLAUBE UND ABERGLAUBE LiederundSpieledesWeihnachtskreises Kein anderer Bereich des Glaubenslebens ist so stark von Dialektkunst durchdrungen wie das Brauchtum zur Weihnachtszeit. In Advent- und Verkündigungsliedern wurde die nahende Ankunft des Herrn besungen, in den Herbergsuche-Liedern zumeist dia- logisch seine Unbehaustheit in dieser Welt inszeniert, die Lieder zur Geburt Christi bejubelten die Menschwerdung des Heilands, der mit Kindelwiegeliedern symbolisch zur Ruhe gebracht wurde; auch die Neujahrslieder und Dreikönigslieder waren unver- zichtbare Bestandteile des Repertoires der im Advent umherziehenden ‚ Ansinger` und ‚ Kirchensänger`, die sich auf diese Weise ein kleines Zusatzeinkommen ersangen. Die größte Gruppe des weihnachtlichen Liedguts aber stellen die sogenannten Hirtenlieder dar, die nachweislich seit dem 14. Jahrhundert im Heischegesang zum Einsatz kamen, in privaten Andachten vorgetragen wurden und in den Rorate-Messen oder auch in derWeihnachtsmettezuhören waren.3 EinwesentlicherGrundfür ihreBeliebtheitwar wohl das hohe Identi kationsangebot für die bäuerliche Bevölkerung, das sich aus der AusgestaltungderneutestamentarischenÜberlieferungvondenHirtenaufdemFelder- gibt, denen der Engel die Kunde von der Ankunft des Herrn überbrachte (vgl. Lukas 2, 8– 20). Im Mittelpunkt steht hier der einfache, ungebildete Mensch, der dennoch das Unfassbare glaubt und beispielhaft die richtigen Schritte setzt. Die vielfältige Verbild- lichung der bäuerlichen Lebenswelt, die unangestrengte Annäherung an ein zentrales Mysterium der christlichen Glaubenslehre, die auch Raum für komische Effekte lässt, und die besondere Nähe zur szenischen Umsetzung, all das macht das Hirtenlied zum xenBestandteildesweihnachtlichenBrauchtums. Die ersten dialektal gehaltenen Weihnachtslieder begegnen uns im bairisch-öster- reichischen Raum ab der Mitte des 17. Jahrhunderts. Als frühester belegbarer Druck gilt eine (zurzeit nicht auf ndbare) Flugschrift von 1656 aus der Innsbrucker Of zin des Hieronymus Paur, die als ersten von drei Weihnachtsgesängen In der stillen mittä Nachtbringt.4Auseinemspäteren,angeblichinAugsburgum1700entstandenenDruck stammtdie folgendeFassung: 3 Vgl. u.a. Karl Weinhold: Weihnacht-Spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien. Mit Einleitun- gen und Erläuterungen. Mit einer Musikbeilage. Graz: Damian & Sorge 1853, S.396f. – Wilhelm Pailler: Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Oberösterreich und Tirol. 2Bde. Innsbruck: Wagner 1881 und 1883. – Sigrid Abel-Struth: Die Texte weihnachtlicher Hirtenlieder. In: Rolf Wilhelm Brednich/Lutz Röh- rich/Wolfgang Suppan (Hg.): Handbuch des Volksliedes. Bd.1: Die Gattungen des Volksliedes. München: Fink 1973, S.419– 444. – Walter Deutsch/Gerlinde Haid/Herbert Zeman (Hg.): Das Volkslied in Öster- reich.EingattungsgeschichtlichesHandbuch.Wien:Holzhausen1993,S.336. 4 Vgl. u.a. Anton Dörrer: Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol. In: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S.243– 268, hier 268. – Karl M. Klier: Innsbrucker Lied-Flugblätter des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des österreichischen Volksliedwer- kes4(1955),S.56– 77,hier61.– KurtDrexel/MonikaFink:MusikgeschichteTirols:VondenAnfängenbis zurFrühenNeuzeit. Innsbruck:Wagner2001,S.689.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800