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BIBELHUMORESKEN 49
kara](Schimpfwort)ver uchterKerlzamaputz]zusammenschlage5Seitegwehr]Waffe,Schwert6Curaschi]
(franz.courage)Mut8 meinOachel] (Beteuerungsformel)beimeinemEid!
Blumauer macht die in der Vorlage nur vereinzelt verwendete volkstümliche Chevy-
Chase-StrophezurverbindlichenGrundform,glättetdasMetrum,ergänztsituationsge-
rechte direkte Reden, die mit redeeinleitenden Verben zugeordnet werden, und ndet
neue, wirksam pointierte Bilder. Ein Autograph hat sich nicht erhalten, um die irritie-
rendenFehlerderErsteditionzuhinterfragen;aufdenausOberösterreichstammenden
Ex-Jesuiten gehen Formen wie Juda`, Hearra` oder kaa bißle` wohl kaum zurück im
Gegensatz zu den mündlichkeitsfernen Präteritumformen, die der metrischen Gestal-
tung geschuldet sind und uns auch bei anderen Literarisierungen des Dialekts dieser
Zeit begegnen. Im Volksgesang blieb das Lied in Vertonungen u.a. von Johann Baptist
HennebergundFranzXaverGruber lange lebendig.
Dass sich auf den Ordensbühnen auch in alttestamentarische Stoffe Dialekt guren
integrieren lassen,bezeugenetwazwei lateinischeSchuldramenausAdmont. InSacri -
cium divinae providentiae seu lia Jephtes (1755), vermutlich aus der Feder des Konven-
tualen Sigismund von Springenfels (1723 1803), ist der Schmiedgeselle Brontilles noch
Teil der mythologischen Parallelhandlung. Im musikalischen Huldigungsstück Isaac in
agro meditans Rebecca desponsatus aber, das 1767 in den Faschingstagen zu Ehren Abt
Matthäus Offners zur Aufführung kam, sind der
Camelarius` (Kameltreiber) und der
Nuntius ad Abraham praemissus` in die biblische Handlung eingebunden. Letzterer
möchte dem Patriarchen die Ankunft Rebeccas reimweis` ankündigen und gibt dabei
einenwitzigenselbstre exivenEinblickindieNöteeinesElogen-Dichters.DasErgebnis
erinnert nicht zufällig an die sinnentleerten bittersüßen Operettenliebesarien späterer
Zeiten:
Nuncius. Au wehe! Hab ich mi nit erhizt: hais, hais, hais! Das haisst ehrlich gschwizt, daß es
mir beym Hirn aussä sprizt. D'Sonn thut ä schon toif abi weichä: wie ein blaß balg muß ich
keichä. Potz tausend wie reispen-dürr ist mein zung? Doch es braucht nur ein Kazen-Sprung,
so bin ich behendt, an Orth und Endt; da wird sich mein Gurgel schon laben: maisterlich will
ichmichzuderPippenhaben: s'WasserhatvonmirheuntguttenFrid:Wasser, (dawär ichnit
gscheid) Wasser trink ich nit: bring ich leicht viel z'gutte zeitung mit. Jezt aber, wann ich tritt
insHaus,wierichtichmeinBottschaftauß?DerAlteDätlmußmirbald ennä,baldlachä:fein
zierlich,manierlich,revierlichwill ich'smachä:ReimweismußmaneinsogutteBostvortragn:
ichwerdhalt singen,undsagn:
GottGrüßdimeinVattä,vollWeisheitundEhr,10
AußMesopotamienkommichdaher.
LiebäTädtl, altäGreiß!
Schickä thuensmibottenweis.
DirzumacheneinenTrost
Richt
ichaußägutteBost:15
Ein junge,Blut-schöne,verständigeBraut,
derFreundlich-undFromkeitbeymAugenaußschaut,
SoRebeccawirdgenannt
HeraußdeinemVatterlandt,
AußdenHaußdesBathael20
BringenheuntnochdieCameel.
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Buch Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte"
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Titel
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Untertitel
- Eine andere Literaturgeschichte
- Autoren
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 652
- Schlagwörter
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen