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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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KRITISCH-KOMISCHES ZU GLAUBENSLEHREN, -LEUTEN UND -DINGEN 71 weilsösmichofftaußgelacht InsEllentBracht.101 1,3 Iich] hier konsequent Schreibung mit Doppel-i für ‚ ich` 1,4 geleicht] erleuchtet, erläutert 2,1 ausß geffä- lierth] hier wohl: ‚ gefällig gemacht`, ev. als Vermischung mit ‚ ausgemalt` 2,3 hergenenth] hier: her(bei) gere- det, beschrieben 2,4 Prend] brennt 3,1 Hiezt] jetzt 3,3 döß] ihr 3,4 ich ... Kopf] ich scheiß auf euch, leckt michamArsch3,5 ös] ihr DannallerdingswendetsichdasLiedkritischgegendieasozialeÜberheblichkeitsolcher Frömmler,dieglauben,nunmehranderenichtmehrnötigzuhaben(Str.4)undsichals Eremiten nicht mehr um den Lebensunterhalt kümmern zu müssen, sondern sich er- halten lassen zu können: „ schenckhs Nur glath alles Mier / Iich Bett dor er“ (5,5f.). Eine tatsächlich asketische Lebensweise aber („ wurzel Esßen“ , 6,2), auch das wird kri- tisiert, scheint dann doch zu beschwerlich. Die Moral am Schluss vertritt stattdessen einenpragmatischenZugang:ManmüssenichtvonderWeltAbschiednehmen,umein gottgefälliges Leben zu führen. Wer gute Werke vollbringe und sie von Herzen meine, kommeauchso indenHimmel: 8 GuetewerckhKanManderhaimbauchwohlTain, wonMerNurallesvonherzenRechtMainth dor jaNichtHeilligSein, KumbdochInhimmelEin, wonIichNurCkhristlichTue istä schongenueg.102 8,3 dor]hier:darf,muss8,6 ä]auch Die durchaus genretypische Empfehlung der aurea mediocritas, die tätiges Leben und religiöse Hingabe nicht als Gegenteil begreift, kann freilich auch bereits als Re ex einer aufklärerischenKritikammonastischenWesenimAllgemeinenundankontemplativen OrdenimBesonderenverstandenwerden,die im‚ Klostersturm`kulminierte. Kritisch-KomischeszuGlaubenslehren, -leutenund-dingen Nicht nur christliche Motive werden gerne humoristisch verarbeitet, auch kirchliche Würdenträger, das Kirchvolk, liturgische Bräuche oder Glaubensinhalte nden mehr oderwenigerkonkretEinganginSpottlieder,HumoreskenundSatiren.Dabeireichtdie Bandbreite von harmlos-heiterer Unterhaltung über kritische Auseinandersetzung bis hinzubeißendemSpott– wobeinichtvergessenwerdendarf,dassdieseTextezueinem Gutteil im und für das kirchliche Umfeld entstanden. Oft sind allerdings die jeweiligen 101 Steiermärkisches Landesarchiv, HS 1483 (Gesang Büechl Gehörrig Maria Vrsula Cordula Judith Haßen- hietlin, ein geborne von Sulzberg Anno 1742), S.47f.; leicht normalisierte Edition bei Wolfgang Suppan: Lieder einer steirischen Gewerkensgattin aus dem 18. Jahrhundert. Handschrift 1483 des Steiermärki- schenLandesarchivsGraz.Graz:SelbstverlagdesHistorischenVereins fürSteiermark1970,S.23f. 102 SteiermärkischesLandesarchiv,HS1483,S.49f.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800