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80 GLAUBE UND ABERGLAUBE
1
Buba,wasschenktsmirwohl,
wennicheuchsagensoll,
wasvoreinbraferMann
unserCapalon,
wärla ichschwöreinEyd,
darummaweitundbreit,
treftsmirkeinsolchenan,
dersovielkan,
glaubtnurer istkeinNarr
taugtwohl inunserPfarr,
hateinverschlagensHirn,
kanbraf studiren,
unserCapolo
isthalt einMonn
wermirsnichtglaubenwill,
seh ihndruman. 2
WennmaninKirchentritt,
gibtderCapalonkeinFried,
fangtgleichanHochsAmtan,
krähtwieeinHahn,
sobaldskommtszumAgnesDeh,
krähter inalleHöh,
undbietuns täglichBrod,
dasuns istNoth,
wannsAmtvorbey ist,
laufter inallerFrist,
geschwindindenWaldhinaus,
umeinBallen-Strauß,
unserCapolon
isthaltaMonn,
ernimmtdenWedel ind'Händ
undspritztunsan.
3
Wennerunspredigenthut,
machterseinSachsogut,
alszuZeit jedermann,
fangtz'p anaan,
er redtals sosehr,
daßkaumaWunderwär,
wannerals selbstenhättgestift
daßer trift,
sagtdienichtgut thunwollen,
diewirdderTeufelholen,
weil sieaufsFensterngehn
garnichtsverstehn,
unserCapolon
isthaltaMann,
derunszumGuten
rechtpredigenkan. 4
KommteinerzuderBeicht,
da ist eralsdurchleucht,
daßerunsBubengibt
sovielLehr,
mußeinerSteinerseyn,
wannsnicht insHerzhinein
giengwieeinDonnerkeil
seinOhrhinein,
wannwirvonMenschernsagn,
will erunsgarnaus jagen,
wannwirnurrauschigseyn
thutergleichgrein,
unserCapolon
isthaltaMann,
deruns inBeichtstuhl
rechtherkampelnkan.
5
BringtmanakleinesKind,
istderCapolonsogeschwind,
daßerdesAdamsFleck
gleichwaschhinweg,
setzt sichhiernochgleichhin,
zuderFrauGevatterin,
sagtwiemansKindsowohl
aufziehensoll,
stelltmaneinCreutzgangan,
trotteltderCapolonvoran,
singtundschreytgrimmtdasMaul
stellt sichnicht faul
unserCapalon
isthaltaMonn
derPfarrer
zualsbrauchenkan.111 6
HältmanaKarten-Spiel
istCapolonnitzuviel,
wannersostraffenthut,
er spieltgargut,
wannereinRehbockmacht,
dasHerz imLeib ihmlacht,
ziehthortigGeldhinein,
sagtdas ist sein,
wannerwasgwunnenhat,
behält ersnichtüberNacht,
fängtgleicheinandersSpiel
an inderStill,
unserCapolon
isthaltaMann,
derzuZeitKartenSpiel
rechtmischenkan.
111 In der handschriftlich überlieferten Fassung des Stubenberger Gesängerbuchs heißt es hier, dem Vers-
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Titel
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Untertitel
- Eine andere Literaturgeschichte
- Autoren
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 652
- Schlagwörter
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen