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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 104 KRIEG UND FRIEDEN die tief verwurzelte, von verschiedenen obrigkeitlichen Instanzen geschürte Angst vor denOsmanenverweist.17DazukommteineganzeReiheanSchimpfwörtern:„ Säusäck“ , „ Stincker“ , „ Praler“ , „ Spreitzer“ ; beliebt waren kollektivsymbolische Entlehnungen aus der Tierwelt: „ Croten“ , „ Brotz“ (Kröte), „ stoltzerFabia“ (Pavian), „ tauffte Fledermauߓ , „ gstutzter Hund“ , „ Lamp“ oder „ nasser Hund“ . Nicht zuletzt gehört die Beschreibung des typischen Erscheinungsbilds der türkischen Soldaten dazu, mit ihren auffälligen Helmen mit (Feder-)Buschen, ihren Säbeln („ Breite Plätzer“ ) und ihren Bärten („ Geiß- bärt“ ,„ DürgenBärtel“ ).DasLiedmündet imherablassend-moralisierendenUrteil,dass dieTürkenihrnunmehrigesUnglückausHochmutundSelbstüberschätzungselbsther- aufbeschworenhättenundnundieKonsequenzentragenmüssten. 1 LOst ihrBrüder, ichwill sagen/ wiemahatdenDürckegschlagen/ wiemaihmsogsteiffthadglaust/ gältsmähät ihmbrafdezaust. 2 Habmichschieran ihmvergafft/ daßmansovielLeuthwegrafft/ etlich istverzündt ihrHertz/ i sagswerleohneSchertz. 3 HondvonEisenKoppenauff/ seinschöngströbletBuschendrauff/ jagtenvoldenTeuffelnauß wannerstundimAckerdrauß. [...] 4 BreitePlätzerhabensgehebt/ wiedieTürckenhondsgelebt/ hanumgraspeltmitdemRoß/ ihagemaintauffmichgehts loß. 9 WiedieCrotenzagensrauß/ habenallesplündertauß/ VieundMenschengnommenmit/ handjetzt fürdieRoßkeinGsidt. 10 Uberalhandsgsengtundbrennt/ ihnenselbstdasLochverrennt/ hättesdNarre lassenstehn/ dürfftenshungrignidtheimgehn. 11 SchauVezierdu letzerTropff/ wiedudirzerreistdenKopff/ zudeimKäyserdarffstdunidt/ gelddumiechest jetzgernFried. 12 NumeiBuonimmjetznurein/ dieStößghörenallsandtdein/ dannduhättstsunsaunidtgspart/ wennwirhättenauffdichgwart. 13 Hastgwißgmantesgeldnichsmehr/ Keisergimmerallesher/ haduBrotzwiebischsogscheidt/ satttelumbundweiter reit. [...] 14 SchaudustoltzerFabia/ washebstnufürHändela/ rennstheraußmitgantzemGwalt/ geltdieChristenhänddizahlt. 17 DerTürkealsSchreckgespenst– besondersauchimKonnexmitderBelagerung– verankertsichgleichsam als phraseologisches Angstbild und wird immer wieder in unterschiedlichsten Kontexten zitiert, wenn es umdenAusdruckgroßenSchreckensgeht(vgl.Kap.5)– mitunterselbstdann,wenndieTürkeninhaltlich nicht die geringste Rolle spielen. Eines von vielen Beispielen hierfür ndet sich etwa im Bäurischen Oster- Märl,daszurFeierderGeburtErzherzogLeopoldJohannsverfasstwurde(vgl.Kap.3,S.170):hier führen im Rahmen der Feierlichkeiten abgefeuerte Ehrensalven dazu, dass sich ein Bauer derart erschreckt, dass ergardieTürkenvordenStadttorenvermutet (Str.5).
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800