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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 164 KRIEG UND FRIEDEN 3 AftgebnseinTagfünfKreutzer,dasollmansichernähren, dakanmansichbeymPreussenvorHungernichterwehren, s'Stehln thutmanänit leiden, wärNoth,wir fangetd'HünerbeymBauernausderSteign. 4 Gehteinerheimlidurchi,dawollnssieeinschonzwagn, dakommensiegleichnacher,undnehmeneinbeymKragn, undwollneinhangengschwind, odergarderschiessen,daßDinggehtmiruminGrind. 5 Aft thainsaufnPlatzhersetzen,hatvierFüßundeinKopf, istdaseinartlicheFröttn,hathintundvorneinSchopf, hat lange, langeOhren, aftwannmannurdraufreit, so thutseimbitterzorn. 6 MußeineraWeildrauf jucka,äStundäzweyädrey, dawirdeims'Maulso truckä,dasG'säßsoheißdarbey, daßmansnichtglaubenkan, derTeixelhohldenEsel, reitohneZaumdarvon.133 2,1 G'säß] Hose 2,2 G'fräß] hier offenbar Seitenwaffe 2,3 Schiessen] hier als Subst. für Schießgewehr 4,1 zwagn]waschen; (hier:) zurechtweisen4,4Grind]Kopf,Schädel (verächtlich)5,1– 6,4Aft ... darvon]be- zieht sich, so Klier, „ auf die Strafe des Eselreitens, auf einem hölzernen Gestell mit dachartigen Seiten ächen sitzen“ 5,2 Fröttn]unzureichendeEinrichtung,Vorrichtung5,4 zorn]abzehren6,4 Teixel]Teufel Sozialkritische Sprengkraft gewinnt das Lied durch die schonungslose Offenlegung der Schikanen, denen die zwangsrekrutierten Soldaten ausgesetzt waren, und die drasti- schen militärrechtlichen Konsequenzen für Fehlverhalten, die in den Werbeliedern na- türlich ausgeblendet bleiben. Eine Schilderung des Kriegsleides allein ließe sich wieder dazufunktionalisieren,StimmunggegendenFeindzumachenunddie ‚ patriotischeGe- sinnung` wachzuhalten. Hier aber richtet sich die Kritik direkt gegen die Obrigkeit und die eigenen Befehlshaber. Das kennzeichnet dieses Lied tatsächlich als ‚ Lyrik von un- ten` – diewohlnichtzufällignurhandschriftlichüberliefert ist. Die Existenzängste der Zwangsrekrutierten, jedoch aus herrschaftsaf rmativer Per- spektive,behandeltaucheinTextausbekannterFeder:MichaelDenis (1729– 1800),der bedeutendeOssian-ÜbersetzerundKirchenlieddichter,veröffentlichte imzweitenBand seinerLesefrüchte(1797)unterdemStichwort ‚ Mundart`den„ AbschiedeinesRecruten“ im– wennauchimDetail fehlerhaften– „ obersteyerischenBauerndialecte“ .134 Obwohl das Gedicht auf den ersten Blick eine wehmütige Stimmung zu vermitteln scheint und 133 Vier schöne Neue Lieder, das Erste: König aus Preussen, was bildest dir ein, daß du in Sachsen etc. Das Anderte: O Preuß, du grausamer Tyrann hör auf, du hast schon etc. Das Dritte: Nächt hat mi mein Mut- tern in d'Stadt eini gschickt, da hab etc. Das Vierte: Ist einer weil dort wohl in der Stadt darinn, hat einer etc.Gedruckt indiesemJahr. [Linz(?),1758].ZitiertnachKlier,HistorischeLiederdes18.Jh., S.35. 134 [Michael Denis]: Lesefrüchte. Zweyter Theil. M bis Z. Wien: Rötzel 1797, S.68. Zur Entstehungszeit nden sich bei Denis selbst keine Angaben, auch lässt sich dies nicht aus anderen Quellen exakt eru- ieren. Klier/Seemann konstatieren: „ Da Denis Steiermark 1756 verließ, kann die Entstehung dieser wohl ältesten Mundartdichtung des Landes in die Mitte des 18. Jhdts. verlegt werden“ (Karl Klier/Erich See- mann:Kunstlieder imVolksmunde.Nachweise. In: JahrbuchfürVolksliedforschung2(1930),S.156– 160, hier 160). Dies scheint zwar naheliegend, doch ist keineswegs auszuschließen, dass Denis nicht auch in
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800