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73 Eisenbergtiau und Hammerwesen.
und Besitzungen, welche zur Hauptgewerkschaft gehörten, nnd zwar in
Niederösterreich die Herrschaft Reichenau mitsammt den dortigen Berg-
und Hüttenwerken und die Hammerwerke sowie dazugehörigen Realitäten
in Hollenstein; ferner in Oherösterreich die Hammerwerke Weyer, Reich-
raming und Kleinreifling nebst der Oberfactorei in Stadt Steyer, endlich
die landesfürstlichen Ennsthaler Regalitätswaldungen sammt allen darin
haftenden Nutzungsrechten, Vorräthen und Inventarstücken. Als Kauf-
schilling bezahlte hiefür die neue Actiengesellschaft an das Ärar zwölf
Millionen Gulden, und zwar in sieben Jahresraten.
Die Gesellschaft nahm verschiedene Reformen in der Verwaltung,
sowie in berg- und hüttenmännischer Beziehung vor. Die Hammerwerke
in Donnershach, Hollenstein und Weyer wurden aufgelassen, mit allen zu-
gebote stehenden Mitteln wurde die Erzgewinnung und Roheisenerzeugung
gefördert und wesentliche Verbesserungen eingeführt, welche die Erhöhung
und Verwohlfeilerung der Production ermöglichten. Die vollständige Auf-
lassung der sogenannten Limittofassung (Verabfolgung von Lehensmitteln)
wurde durch Einführung eines Consumvereines in umfangreichem Maßstabe
ermöglicht. Sämmtliche bestandene Bruderladen in Eisenerz wurden in
zweckmäßiger Weise zu einer vereinigt mit einem Stammvermögen von
200.000 fl., wozu die Gesellschaft 25% der Beiträge mit einzahlt, und
auf diese Art wurde es möglich, mit vielen alten, kostspieligen Gepflogen-
heiten zu brechen. Neben dem Schichtlohne wurde auch das freie Geding
heim Berghaue und der Gedinglohn beim Hochofenbetriehe eingeführt.
Anstatt des Grubenbaues gelangte der Tagbau zu günstiger Jahreszeit
in ausgedehntestem Maße zur Einführung und dies, wie die Beiziehung
fremder Arbeiter während der Sommermonate, ermöglichte eine große Stei-
gerung der Erzgewinnung, ohne durch umfangreiche Bauten von Arbeits-
häusern für die Unterkunft der Familien sorgen zu müssen. Durch die
Errichtung neuer Apparate, welche durch Gichtgase geheizt werden, und
die Gehläseluft bis zu 600° C. erhitzen, wurde nicht nur der Brennstoff-
bedarf bedeutend vermindert, sondern auch ermöglicht, die Erze rotli-
glühend von den Rostöfen bei den Hochöfen weg aufzugehen und so auch
die Roheisenerzeugung namhaft zu erhöhen, wodurch die Productionskosten
wesentlich vermindert werden konnten.
Die seit uralten Zeiten bestandenen 14 Radgewerke Vor-
dernbergs bildeten gleichfalls eine Gesellschaft, die stets
unter dem Namen „Radmeisterschaft" oder „Radmeistercommu-
nität" erscheint, und schon seit 1510 hei mehreren Anlässen durch
Übereinkommen und Verträge ein gewisses gleichförmiges, gesellschaft-
liches Verfahren unter sich eingeführt und hei dem Ankaufe von den
allgemein nöthig gewordenen Besitzungen sich vereinigt hatte.
Diese Radgewerke hatten den Bedarf an Roheisen aller Hämmer
Obersteiers, des Mürz-, Mur-, Kammer- und Liesingthales sowie aller Seiten-
gräben zu decken, und waren dieselben somit für Steiermark weit wichtiger
wie die Innerherger Gesellschaft, deren Erzeugnisse nur längs der Enns
nach Osterreich verführt werden mussten.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918