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132 Wien-Semmering-Bruck(- Graz).
tritt die Bahn in den 89 m langen Eichbergtunnel, nm sich nach dem
Austritt aus demselben allmählich von SO. über S. nach SW. zu wenden.
Schweifte der Blick auf dieser Fahrt bisher über das ganze liebliche
Thal von Payerbach zu den Felsenkämmen der Rax und des Schneeberges,
so erblickt jetzt, bei der Wendung von 0. nach S., das Auge über das zu
unseren Füßen liegende Gloggnitz und über die rothe Thurmspitze der Schloss-
kirche hinwegschauend, noch einmal die anmuthige Niederung von Neun-
kirchen mit ihrem lieblichen Rahmen weitverzweigter Hügelgelände. Aber
schon der nächste Augenblick zeigt uns wieder ein gänzlich verändertes Land-
schaftsbild. Tief in die Thalenge zur Linken eingebettet, nahezu in derVogel-
perspective unter uns, erblickt man das schmucke Schottwien, von der
Semmeringstraße durchzogen. Darüber aber bauen sich die im Sonnen-
wendstein culminierenden dicht bewaldeten Gebirgsmassen, malerisch belebt
durch die mächtige Burg Wartenstein, hoch empor.
Hoch über der Triester Hauptstraße hinziehend, erreicht die Bahn
den 81 m langen Geyeregger und den 52»» langen Rumpier Tunnel,
passierend die Station Klamm. Unmittelbar nach der Station tritt die Bahn
in den 180 »» langen Klammtunnel, bei dessen Ausgange man links die
schöne Volksschule erblickt.
Wenige Augenblicke später zeigt sich uns eines der schönsten
Bilder der Bahn. Im Vordergrunde auf steil aufragender Felsenzinne die
Ruine Klamm, 1. davon das kleine, um das nette Kirchlein geschmiegte
Dorf, tief unten, im grünen Thalgrunde das weiße Band der Semmering-
straße und die Häuserzeile von Schottwien, 1. darüber, weit ins Land
schauend, die doppelthürmige Kirche von Maria-Schutz, am Fuße des nun
in seiner ganzen Schönheit und Größe sich entwickelnden Sonnenwendstein,
und die immer wieder auftauchende Burg Wartenstein, während r. hoch
oben am Waldessaume zum erstenmale die breite Front des Semmering-
hotels hervortritt.
Der Zug rollt nun durch den 78 m langen Gamperltunnel, über-
setzt auf riesigen, in zwei Etagen aufsteigenden Viaducten von 142 »» Länge
und 39 »» Höhe und 111 »» Länge und 37 m Höhe den Jager- und
Gamperlgraben und umzieht über dem Rumplerviaduct von 44 m Länge
und 19 »» Höhe, eine wilde Gebirgsschlucht durcheilend, in großem Bogen
Breitenstein. Die Bahn ist nun in das Gebiet der Adlitzgräben getreten,
und damit beginnt die landschaftlich großartigste und wildeste Strecke
der Linie. Grauenhaft zerrissene Felsenmauern mit wirren Schluchten,
Zacken und Zinnen, steil abstürzende Wände, Geröllhalden und Trümmer-
felder beherrschen jetzt das Landschaftsbild, dessen phantastische Scenerien
jeden Augenblick wechseln. Bald tritt die Bahn wieder in einen 686 m
langen, knapp am senkrechten Abstürze der Weinzettelwand hinziehenden
Tunnel, welcher sich in der Mitte in einer Reihe Wölbungen gegen das
Thal öffnet, Momentblicke von wunderbarer Schönheit erschließend. Kaum
ist der Zug an das Tageslicht getreten, so bohrt er sich wieder in den 237»»
langen Weinzettelfeldtunnel und erreicht nun die Stat ion Breiten-
stein. Der Zug fährt nun weiter an der Spießwand hin, durchfliegt ein
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918