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Langenwang. 157
Schon im 11. Jahrhunderte erhielt ein Heinrich v. Schärfenberg
von Kaiser Heinrich III. die Grafenwürde, von welcher jedoch das
Geschlecht bis 1680 keinen Gebranch machte. Mit Diplom vom 18. Fe-
bruar 1717 wurde eine Francisca Eleonore v. Schärfenberg mit ihren
vier Söhnen in den Grafenstand erhoben. Das berühmte Geschlecht
lieferte dem österreichischen Kaiserhause eine ganze Reihe Kriegshelden
und war mit dem ganzen innerösterreichischen Adel verschwägert. Es er-
losch im Mannesstamme mit Joh. Nep. Graf Schärfenberg, f am 14. Sep-
tember 1847 in Marburg. An dasselbe knüpft sich die Sage vom Ringe
der Treue, welchen Wilhelm Schärfenberg im 13. Jahrhunderte von einer
Waldfee mit der Verheißung erhielt, solange Glück zu haben, solange er
seinem Landesfürsten Treue bewahren würde.
Von der Kirche den r. abzweigenden Fahrweg verfolgend, erreicht
man, sich immer r. haltend, bald den Saum eines regelmäßig aufgeforsteten
Fichtenwaldes und, allmählich ansteigend, durch eine mit Ruhebänken ver-
sehenen Waldallee, circa 30 Min. vom Dorfe, das Plateau unter der Burg-
ruine Hohenwang mit einem Bauernhause und einer von prächtigen
alten Fichten umschatteten Kapelle zu Maria Heimsuchung. Diese 1858
erbaute Kapelle birgt den von der alten Schlosskapelle hieher übertragenen,
äußerst kunstvollen Flügela l tar von hohem Werte. Die Flügeln
zeigen auf der Vorderseite vergoldete Reliefdarstellungen aus dem Leben
der hl. Maria, mit gothischem Rankenwerk umrahmt, auf der Rückseite
jedoch herrliche Temperamalereien, u. zw. 1. oben Franciscus Assisi,
Johannes Bapt., unten Jacob mit dem Bildnisse der Schärfenberg und eine
unbekannte Heilige; r. Cristoph, Johannes, Andreas und Dionysius, alle
von hoher Schönheit. Am Fuße des Altars befindet sich nachstehende,
schwer lesbare Inschrift: Diesen (Altar) hat machen lassen die wohlgeborne
Frau Praxedis v. Schärfenberg anno 1209 (?) (1409 ?).
Die Renovierung der Schnitzwerke und Malereien besorgte 1859
der damals vielbeschäftigte Kunsthandwerker Veiter.
Am 2. Juli wird liier unter großem Zufluss der Wallfahrer ein großes
Fest gefeiert, wobei während des Gottesdienstes von dem ganzen Kirchen-
personale des Dorfes im Walde eine Festmesse mit großer Harmonie-
begleitung aufgeführt wird. Nächst der Kapelle befindet sich der alte,
von der Fürstin Hohenlohe wieder hergestellte Schlossbrnnnen, der bis in
den Thalboden der Mürz reichen soll. Von hier erreicht man in wenigen
Minuten die Ruinen der einst so mächtigen, heute aber schon ganz vom
Walde umwachsenen Burg Hohenwang, deren Zugang, wie unser Prospect
des Schlosses von 1681 zeigt, durch drei starke Bollwerke mit Zug-
brücken vertheidigt wurde und an welchen sich 1529 der Ansturm der
Türken brach. Die Burg, die nach SW. senkrecht in das Thal abstürzt,
dürfte von dem gleichnamigen Rittergeschlechte erbaut worden sein, welches
1171 zuerst urkundlich erwähnt wird. Später kam die Veste an die
Montfort und 1355 pfandweise an die Ritter v. Graben, welchen die Edlen
von Fladnitz folgten. Nach Aussterben dieses Geschlechtes 1546 fiel das
Schloss durch Erbschaft an die Schärfenberg, bei welchen es ununterbrochen
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918