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160 Krieglach.
Jahrmärkte : 20. Jänner, 4. Mai, 25. Juli und ersten Montag im October.
Industrie: Eisenwerk der Alpinen Montangesellschaft, 300 Arbeiter,
tägliche Erzeugung hei 100 q Fein- und Grobbleche, Achsen, Schraubstöcke,
Winden, Pflug- und Zeugware etc. Absatzgebiet: Wien, Ungarn, Galizien,
Rumänien, Türkei, Italien, Russland etc. Beste Qualität.
Quarzsteinbruch (bei dem Dörfchen Rittis) für feuerfeste Ziegel etc.
25—30 Arbeiter; k. k. Imprägnieranstalt, bei welcher jährlich circa 5000 Tele-
graphenstangen mit Kupfervitriollösung imprägniert werden, im Sommer circa
20 Arbeiter.
Kr ieg lach , sehr großes und stattliches Pfarrdorf und Sitz eines
Decanates mit 122 H. und 1039 E. auf 595 m Sh. am 1. Ufer der Mürz,
sehr beliebte Sommerfrische, erfreut sich einer selten schönen und anmuthigen
Lage. Frei und offen hat sich hier das Mürzthal zu einer sonnigen, reich
cultivierten Niederung entfaltet, welche nach 0. sanft ansteigend, von einer
Kette steil abfallender, dicht bewaldeter Berglehnen, nach W. aber von
terrassenförmig aufsteigenden Geländen in buntem Wechsel mit hellgrünen
Wiesenmatten, dunklen Waldstreifen und goldigen Kornfeldern bedeckt,
begrenzt wird; den Horizont dieses schönen Landschaftsbildes, in dessen
Mitte Krieglach friedlich gelagert ist, schließen gegen NO. der Zug der
Kampalpe, und die Spitzen des Pinkenkogels und des Sonnenwend-
steines, gegen SW. aher der nahe Warthergkogel ah.
Die unregelmäßige Anlage, die vielen noch zwischen großen, alten
und neuen Steinhauten erhalten gebliebenen zierlichen hölzernen Häuser
und Gehöfte mit ihren kleinen Fensterlucken, Giebeldächern und Holz-
gallerien, das durchwegs vorhersehende Bretterdach und manch laufendes
Brünnlein charakterisieren Krieglach als echt steirisches Gehirgsdorf. Im
Centrum des langgestreckten Dorfes strebt das Keildach des mächtigen,
schön gehauten Kirchthurmes, der ein Portal mit schönen, gothischen Ver-
zierungen aufweist, hoch empor; unfern davon liegt der kleine Dorfplatz, mit
einem deutschen Renaissancebau und einem hübschen Brunnen, über dessen
steinerner Schale sich die Statuette des hl. Nepomuk erhebt, geziert. Blickt
man zu den Ziffernblättern des Kirchthurmes hinan, so sieht man ein
Krüglein darauf gemalt; es bildet das Wappen und Wahrzeichen des Dorfes
und erinnert an die Sage, die da meldet: Als einst der große See, der
das obere Mürzthal erfüllte, sich heim Wartbergerkogel einen Durchbruch
verschaffte und die Wässer abliefen, sei ein Krüglein mit dem Bildnisse
des hl. Jacobus dahergeschwommen und an der Stelle, wo heute Krieglach
sich erhebt, liegen gebliehen. An dem Orte, wo man das Krüglein fand,
wurde sodann eine Kapelle und später eine Kirche gebaut, um welche sich
nun allmählich der Ort Krügel am See, unser heutiges Krieglach, erhob.
Die dem hl. Jacohus geweihte Pfarrkirche wurde 1512 in spät-
gothischem Stile erbaut, und mitte des vorigen Jahrhundertes durch Anbau
von zwei Seitenkapellen im Zopfstile, wodurch die Kirche die Kreuzform
erhielt, erweitert. Die einschiffige Kirche ist 33 m lang, 9'5 m breit
und 12 m hoch, zeigt im Schiffe Netzgewölbe, in dem sehr edel ge-
haltenen Chor Kreuzgewölbe, und macht eine sehr gefällige Innenwirkung.
Gutes Altarblatt (hl. Jacohus) von einem unbekannten italienischen Meister.
Im Presbyterium auf Consolen gegenüber die gothischen Statuen der
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918