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Erzherzog Johann. 301
Schnorrs Entwürfen, und steinerne, von Baldachinen überragte Statuen von Böhm,
Sprossen des Hauses Habsburg darstellend, geziert mit vielen Sinnsprüchen, die
gothische Kapelle mit Glasgemälden und zierlichen Paramentenkästchen, geschnitzt
von Böhm aus jenem Cedernholze, welches der Patriarch von Antiochia weiland
Erzherzog Johann gesandt hatte, die prächtige Monstranze, ein Kunstwerk des
Hofsilberarbeiters Kern in Wien, das Jägerzimmer mit der Sammlung von Ge-
weihen und Krikeln, darunter Abnormitäten seltenster Art, die Büchse Andreas
Hofers, das Vermächtnis des heldenhaften Sandwirtes, des treuesten Schützen
an den erlauchten Erzherzog, die drei Porträts Kaiser Max', Andreas Ilofer's
und des edlen Erzherzogs im schlichten Lodenrock, das Schwert des Reichsver-
wesers, die altsteirischen Trachtstücke, die freundlichen zirbenvertäfelten Wohn-
zimmer und die mit zahllosen Geweihen uud Krikeln gezierten Corridore bieten viel
des Interessanten und Denkwürdigen, aber den schönsten Schmuck des
Brandhofes bildet stets die Erinnerung an den hochherzigen
Sprossen des österreichischen Kaiserhauses, dessen Andenken
unzertrennlich mit diesem seinem Lieblingssitze verbunden ist.
Erzherzog Johann.
Erzherzog Johann Baptist wurde am 20. Jänner 1782 im berühmten
Palaste Pitti zu Florenz geboren, und zwar als neunter Sohn des Großher-
zogs Peter Leopold v. Toscana, welcher nach dem Tode Kaiser Josefs II.
zur Regierung von Österreich gelangte, und Maira Ludovica, Tochter Karl III.
von Spanien. Im Jahre 1800 finden wir schon den Prinzen als Obercomman-
danten am Kriegsschauplatze in Bayern und als Director des Genie- und
Fortificationswesens und 1805 als Obercommandanten in Tirol. Im J. 1809
wurde ihm der Oberbefehl über die Südarmee übertragen und in dieser Eigen-
schaft erfocht er am 16. April 1809 den glänzenden Sieg bei Sacile über
Vicekönig Eugen; auch das letzte Kriegsjahr gegen den unersättlichen
Corsen fand Erzherzog Johann auf dem Kriegsschauplatze. Aber schon
nahezu zwei Decennien früher, im J. 1796, als Prinz Johann als 14jäh-
riger Jüngling zum erstenmale die steirisch - österreichische Gebirgswelt
bereiste, mag jene Liebe zu den Bergen und ihren Bewohnern in ihm er-
wacht sein, die später von so unermesslich wohlthätigen Folgen für die
Steiermark werden sollte. Nicht ohne großen Einfluss auf die Geistes-
richtung des Fürsten mag auch sein reger Briefwechsel mit dem bedeu-
tendsten deutschen Historiker seinerzeit, Johannes v. Müller, gewesen sein.
Mit Diplom vom 24. November 1800 wurde Erzherzog Johann zum ständigen
Rector magnificentissimus der Universität zu Innsbrnck ernannt. Im J. 1803
erstieg der Prinz zum erstenmale den Hochschwab und ein Jahr später
sah Graz zum erstenmale Erzherzog Johann in seinen Mauern. Am
31. Jänner 1809 überreichte der Prinz einen Detailplan über das in
Graz zu gründende Museum dem Kaiser und vom 16. Juli 1811 datiert
die denkwürdige Urkunde, womit der hochherzige Sprosse des Kaiser-
hauses das Joanneum dem Lande Steiermark zum Geschenke machte und
damit den Grundstein zu jener Bildungsstätte legte, von welchem der Segen
des Wissens, der werkthätigen Forschung, sowie der productiveu Arbeit
auf allen Gebieten der technischen Wissenschaften zur Wohlfahrt des ganzen
Volkes bis in die hintersten Waldviertel des Landes ausstrahlen sollte.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918