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58 Àclmont.
Abt Wolfold wurde später auch mit der Leitung des Nonnenklosters in
St. Georgen am Längsee betraut, welches mit 20 Nonnen aus dem Admonter
Frauenkloster neu colonisiert werden musste. Die Stellung Wolfolds als Visitator
dieser Frauenklöster brachte es aber auch mit sich, dass das Gerücht ihn eines
Missbrauches dieser seiner Stellung beschuldigte, von welchem Verdachte er sich,
der Legende nach, zwar durch ein Gottesurtheil reinigte, indem er, ohne sich die
Hände zu versehren, ein glühendes Stück Eisen aufhob, welches ihm jedoch einen
für die damaligen Zeitverhältnisse unerhörten Spott zuzog, indem er von den Söld-
nern Günthers von Hohenwarth, eines Verwandten einer von Wolfold gemaßregelten
oder gar gezüchtigten Nonne gefangen, rücklings vor allem Volke aufs Pferd ge-
setzt und längere Zeit gefesselt gehalten wurde. Diese Kränkung überlebte Wolfold
nicht lange, er starb am 1. November 1137.
Als Nachfolger Wolfolds wurde Gottfried, Prior im Kloster St. Georgen
in Schwaben, gewählt, 1138. Im gleichen Jahre erbaute Gottfried von Wetternfeld
die dem heil. Gallus geweihte Kirche in St. Gallen.
Im J. 1144 starb im Nonnenkloster zu Admont Wilibirg, die Tochter des
Markgrafen Ottokar IV. (VI.), Witwe des Grafen Ekbert II. von Formbach;
1146 kam 'infolge eines Zwischenfalles Sophie, Tochter des Königs Béla II.
von Ungarnj als Braut Heinrichs, Sohn des deutschen Königs Konrad III., ins
Admonter Nonnenstift, von welchem sie sich, nachdem ihr Bräutigam von dieser
Welt abberufen wurde, zeitlebens nie mehr trennte. In der Nacht vom 10. auf den
11. März 1152 vernichtete ein Brand das ganze Stift sammt Kirche, bis auf das
Fremdenhaus, die Schaflfnerei und das Nonnenkloster. Sowohl das Mönchs- als das
Nonnenkloster standen im Rufe ausgezeichneter Ordensdisciplin und Gelehrsamkeit
und wurde dem Admonter Mönche Irimbert 1160 gleichzeitig die Abtwürde des
Stiftes Kremsmünster und Michaelsberg bei Bamberg angeboten; er entschied für
letzteres, überhaupt kamen Conventuale als Äbte wiederholt zur Regierung be-
rühmter Stifte.
Am 25. Juni 1165 starb Abt Gottfried I., der in dieser Zeit den Ruf Ad-
monts als ein Muster strengen religiösen Sinnes und gelehrten Studiums eines
klösterlichen Gemeinwesens so fest begründete, dass unter seiner Regierung nicht
weniger als dreizehn Admonter Conventualen als Äbte nach fremden Stiften be-
rufen wurden.
Zum Nachfolger Gottfrieds wählte das Stift den Priester Liutold am
1. Juli 1165. Die kurze Regierungsperiode dieses Abtes fiel in die stürmische Zeit,
in welcher der Erzbischof Konrád II. von Salzburg infolge des Schisma vom
Kaiser abgesetzt und geächtet in den steirischen Bergen Schutz suchen musste,
bis ihm am 28. September 1168 in einer Zelle des Stiftes Admont der Tod ein
Asyl gewährte. Abt Liutold starb am 3. September 1171. Diesem Abte folgte der
greise Irimbert von St. Michael bei Bamberg, welcher im Rufe großer Gelehrsamkeit
stand. Dieser starb jedoch schon am 26. December 1177.
So war das erste Säculum des Bestandes des Stiftes Admont abgelaufen,
dessen Geschichte so innig mit jener der Erzbischöfe zu Salzburg verbunden war.
Trotz aller Drangsale der Zeitläufte war der Besitz an Gütern und Rechten des
Stiftes sehr bedeutend herangewachsen und waren die Salinen zu Hall (bei
Admont) und der Bergbau in Pongau besonders einträglich.
Als nächster Abt erscheint nun der frühere Admonter Stiftspriester Isen- J
r i c h, Abt zu Biburg. Unter der Regierung dieses Abtes erscheinen nun die H e r-
zoge von Österreich als Schirmvögte des Stiftes. Um das J. 1180
trat Ottokars VIII. Mutter, Kunigunde, in das Admonter Nonnenkloster. Im J. 1189
schloss sich Isenrich mit vielen Vasallen dem Kreuzzuge an, starb aber schon auf
dem Wege nach Jerusalem in Bulgarien.
Isenrich reformierte eingehend die Ordensregeln. Die Mönche theilten sich
in Gebildete und Ungebildete. Erstere hatten höhere Weihen erhalten und waren
in den Wissenschaften unterrichtet, letztere betrieben Künste und Handwerke.
Weiters gab es noch Brüder des Gehorsams im Kloster, die sich freiwillig den
Ordensregeln unterwarfen, aber im Besitze ihrer Güter blieben.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918