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Schladming. 133
vier neue Stollen in Angriff genommen, u. zw. St. Christoph in Lackkaar, St. Thomas
in Erlach, St. Wolfgang und zu den vierzehn Nothhelfern, welche von 1537 an von
Admonter Bürgern und stiftischen Beamten weiter betrieben wurden; 1552 brachte
Abt Valentin neue Grubenantheile an sich, u. zw. den St. Georgen-Stollen in der
Rinn und St. Thomas in Erlach. Außer dem Stifte betrieben aber auch unaus-
gesetzt Private den Bergbau. Ungefähr 1530 begann die lutherische Lehre einzu-
dringen und festen Fuß zu fassen, und von der Mitte des 16. Jahrhunderts an
predigten in der Pfarrkirche Prädicanten und kamen die Protestanten ganz in
Besitz der Kirche.
Wie in ganz Steiermark, so vernichtete auch hier die gegen Mitte November
1599 unter starker Bedeckung eingelangte Gegenreformations-Commission mindestens
äußerlich unter dem Schrecken der Aufrichtung von Galgen und der Waffengewalt
der landesfürstlichen Macht den Protestantismus; die ketzerischen Bücher wurden
verbrannt, die Prädicanten vertrieben und die Pfarrkirche dem Magister Jodoko
Zeller zu Haus eingeantwortet und die Bürgerschaft musste den Eid der Treue
gegen den Landesherrn, wie ihre Rückkehr zur katholischen Religion beschwören.
Bald zeigte es sich jedoch, dass damit nur äußerlich das Lutherthum vernichtet
war und die protestantische Lehre noch immer .zahlreiche Anhänger, namentlich
auch unter den Knappen und Bauern zählte.
Es erfolgte daher die Absendung einer zweiten Commission, die unter Be-
deckung von 200 Mann unter dem Landpfleger von Wolkenstein am 4. Juli 1600
in Schladming erschien, und hielier die Pfarrkinder von Haus und Schladming berief.
Hiebei erklärten nicht weniger wie 116 Bergknappen und 23 Bürger, lieber auszu-
wandern, als vom lutherischen Glauben zu lassen.
Durch diese neuerliche Minderung der Knappenschaft verlor der Bergbau
abermals an Bedeutung, doch finden sich durch das ganze 17. Jahrhundert hin-
durch Nachrichten vom Betrieb der Bergwerke durch das Stift Admont.
So erwarb dasselbe 1642 eine neue silberhaltige Grube bei Schladming,
1670 wurde der Kupferbergbau zu Schopf, Eiskar, Gügler (Giglach), Hopfriesen.
Roßbleine und Schwarzpalfen bei Schladming gewonnen. 1674 errichtete daselbst
der Hutmann Hans Tappler eine Schutzhütte und beschäftigte der Bergbau dabei
39 Knappen.
Die große Silberschmelzhütte lag w. des Marktes im Ennstkale, heutige
Kohlgrube.
Im J. 1715 wurde im November die Pest durch einen Soldaten in das
obere Ennsthal eingeschleppt. Er kehrte beim Perlechnergute zu und starb um
den 20. November an der Pest. Nach wenigen Tagen starben im gleichen Hause
ein Weib, ein erwachsenes Mädchen und am 25. November der Bauerssohn; am
4. December die Tochter Perlechners.
Als die Pest weiter um sich griff, wurden von der Regierung zwei Pestcom-
missäre nach Schladming gesandt und Abt Anselm von Admont zum Oberpest-
commissär ernannt, welche den Pass Mandling sperren ließen. Widerspenstige
waren vom Landesprofosen in Eisen und Banden zur Bestrafung nach Graz zu
schicken. Diese strengen Maßregeln erklären sich leicht, da ja Kammergut zu
schützen war. Im Jahre 1716. starben 18 Personen an der Pest auf der Ramsau.
Die Pestwache am Mandlingpass wurde erst Ende März 1716 eingezogen. Ein ge-
mauertes Pestkreuz unweit der Enns mitten auf dem Felde erinnert an die hier
begrabenen Opfer der Pest vom Jahre 1715.
Die Ramsauer haben den Endpunkt des Weges, welchen die Seuche machte,
auf dem Hochplateau beim Engelhard, unfern der protestantischen Kirche, durch
eine Pestsäule bezeichnet, welche die Inschrift führt: „Hieher und nicht weiter.1715."
In den Jahren 1550, 1760, 1761, 1814 und 1870 wurde Schladming durch
große Brände verheert. Im J. 1708 besuchte Abt Anselm von Admont die Ramsau
und berichtete hierüber dem Erzbischof, dass fast alle Bauern verkappte Lutheraner
seien, „sie antworten einem ins Gesicht, wie man will, intrinsecus autem und
hinterwärts coram aliis impotentibus sunt lupi rapaces und voller Güfft im Dispu-
tieren" (!).
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918