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140 Schladming. — Ramsau.
Als Gesangsbuch dient jetzt in der Gemeinde Ramsau das Württembergische,
in den drei übrigen Gemeinden das von Superintendent J. E. Koch in Wallern,
in Verein mit Senior E. Mücke in Schladming vermehrte, sogenannte bayrische
Gesangsbuch.
Evangelische Schulen. Seit 1869—1879 öffentlich, in Ramsau seit 1783,
in Schladming seit 1784, Gleiming seit 1817, (wurde 1878 aufgelassen und mit der
Schule Pichl, als öffentl. Schule vereinigt) Aich (Privatschule) 1868, für Gröbming
zu Pruggern seit 1845, für Wald zu Unterwald seit 1838, Gaishorn seit 1848.
Kinderzahl früher bei sechsjähriger Schulpflicht ca. 10%, gegenwärtig 12%
der Seelenzahl.
Die Ramsau.
Unmittelbar über Schladming bis ca. 1000 m Seehöhe ansteigend,
erbebt sich gegen Norden, in einer steilen Waldlehne in das Ennsthal
abfallend, eine herrliche, reich cultivierte, wellenförmige Hochebene, welche
gegen Norden von den gewaltigen im schroffsten Abstürze aufstrebenden
Kalkmauern des Stein, wie die Ramsauer jenen östlichen Vorbau des
Dachsteinfläche nennen, welcher in der 2662 m hohen Scheichenspitze
seinen Höhepunkt erreicht, überragt wird. Der Höhenrücken des Kulm
durchschneidet die ca. 2 Std. lange Hochebene in der Weise, dass der
fruchtbare Theil derselben nördlich dieses Rückens in jenem breiten Alpen-
thale, welches zwischen dem Felsgewände des Steins und den waldigen
niederen Abhängen des Kulm zu liegen kommt, eingebettet ist. Dieses
von Vogelbeeralleen durchzogene Hochland heißt die Ram sau, unter
welchem Namen, und zwar als Ram- sowe, diese Gegend schon 1120
urkundlich erscheint. (Der Name Ramsau dürfte auf die Neigung des Hoch-
plateaus rückzuführen sein; die Krümmung des Kopfes, resp. der Nase bei
Schafen, theilweise auch bei Pferden wird noch häufig als Rams, Ramsnase,
bezeichnet.)
Die Gemeinde Ramsau umfasst die Catastralgemeinden Ram sau mit 93 Häu-
sern, Schildlehen mit 48 Häusern und Hütten und Leiten mit 06 Häusern, welche
von zusammen 1221 Seelen bewohnt werden; hievon sind 1158 Protestanten und
63 Katholiken.
Alle Gehöfte liegen zerstreut und nur an zwei Orten drängen sich einige
Wohnstätten aneinander, nämlich bei der katholischen, eine Hügelwelle krönenden
Kirche mit Pfarrhof und der eine starke Viertelstunde von diesem entfernten
evangelischen Kirche nebst Pfarrhaus und Friedhof, indem dem ersteren gegenüber
unter einem weit ausragenden, mit Steinblöcken beschwerten Giebeldache die aus-
gedehnten hölzernen Bauten des Kirchenwirtes sich ausbreiten, während neben
letzteren noch das kleine hölzerne Schulhaus, und das Perhabwirtshaus sich erhe-
ben. Die stattlichen Gehöfte, nahezu durchwegs mit Stockwerk, weisen gemauerten
Unterbau mit aus Lärchengebälke gezimmertem Oberbau, und zeigen mit ihren
breiten steinbeschwerten Giebeldächern und übereinander liegenden Holzgallerien
die charakteristische Bauweise der salzburgischen Bauernhäuser. Das Innere der
Häuser zeigt nachstehende typische Eintheilung: zur Linken von der Flur die Haus-
stube mit den Schlafstätten (Kachelstube genannt) und die Gesindestube, zugleich
Speisesaal und gemeinsamer Versammlungsraum aller Hausgenossen ; an diese Stube
stößt gegen Norden die Küche mit der Speisekammer. Im ersten Stockwerke liegt
die gute Stube, mit dem Glaskasten, in welchem, wie in allen größeren Bauernhöfen
Obersteiers, all die zahlreichen Erinnerungszeichen aus den wichtigsten Momenten
der Geschichte der Hausfamilie, von dem Brautkranz bis zu den Tauf- und Confir-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918