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Alt-Aussee. 193
gothisc l ien P r o f a n bau Steiermarks. v Der Bau soll um 1380 ent-
standen sein, doch weisen die prächtigen Thür- und Fensterstöcke aus rothem
Adneter Marmor und manche Erkerbauten im ausgesprochenen Stile der
S p ä t g o t h i k auf eine spätere Zeit. Auf einem Sockel eines Balcon-
fensters zeigt sich eingeritzt die Zahl 1624 ID Z, weiters zeigt eine
Corridorthür die Zahl 1655 und ein Bilderrahmen in der Kapelle die
Jahreszahl 1695, welche Zahlen sich jedoch ohne Zweifel auf spätere
Restaurierungen beziehen. Die anlässlicli der Gegenreformation 1600 der
Bevölkerung abgenommenen Waffen, die sämmtlich bis in die letzte Zeit hier
verwahrt wurden, wurden bis auf einen Morgenstern, 1 Sense und 2 hohe
Spieße veräußert. Die Kapelle enthält einige mittelalterliche Holztafelbilder.
2. Das Rath haus. Das alte Rathhaus, wahrscheinlich im 15. Jahr-
hunderte erbaut, bestand aus zwei Gebäuden, wovon das kleinere 1839
yerkauft und das größere später gänzlich umgebaut wurde, wobei leider
die originellen Frescogemälde, Scenen aus dem alten Testamente dar-
stellend, vernichtet wurden; in dem gegenwärtigen Rathhaussaale befkidet
sich ein Bild des alten Hauses, welches diese Fresken zeigt. (Im Rath-
hause Gemeindeamt und Gendarmerieposten-Commando.)
3. P f a r r- und D e c a n a t s k i r c h e St. Paul. Nahezu am Ende
der gegen 0. ansteigenden Hauptstraße von Aussee erhebt sich zur Linken
die Pfarrkirche des Marktes. Diese ist im Schiffe 17*90 m, im Chore,
18*10 m lang und im Schiffe 10*25 m, im Chore jedoch 12*40 m hoch.
Den ältesten Bautheil, wahrscheinlich noch r o m a n i s c h e n U r s p r u n g e s ,
bildet das Schiff.
Als die Kirche im Laufe der Zeit zu enge wurde, schritt man 1464 zur
Erweiterung des alten Baues, indem man s. ein Seitenschiff unter Durchbrechung
der Schiffswand und an der Ostseite das heutige Presbyterium anbaute, auch der
wuchtige Thurmhau an der Südseite entstand in dieser Zeit. Im J. 1498 wurden
hierauf noch s. zwei Kapellen angebaut, deren eine einen gruftartigen Raum hat,
und daher den Beinraum des alten Karners bildete. Vom Innenschmucke ist be-
sonders wichtig das hohe Sakramentshäuschen von 1523 aus rothem salz-
burger Marmor mit reichem Eisengitter, und zwar in Formen, welche die Orna-
mentik der Gothik schon ganz verlassen (das Altausseer Sacramentshäuschen
scheint vom gleichen Meister zu sein) und das Bild des h. Leopold auf einem
Seitenaltar, welches Weißkircher zuzuschreiben sein dürfte. 1895 erhielt die
Kirche einen neuen Hochaltar und ein Chorgitter aus Kainacher Marmor; das
Altarbild ist eine gute Arbeit. Beachtenswert ist auch der prächtige Grabstein
eines Rittet außer der Kirche, sehr wahrscheinlich jener Hans Herzheimerg", dessen
Gestalt in voller Lebensgröße dargestellt ist. Außen ober dem Seiteneingang befinden
sich noch 2 mittelalterliche Statuen: Maria und Johannes.
Von den 5 Glocken datiert die größte vom J. 1445 und es ist dieselbe
mit über 200 Münzabdrücken, Wappen etc., sowie der Devise Friedrichs III.
A. E. 1.0. ü. geziert.
Die Taufbücher der Kirche laufen seit 1637 ununterbrochen fort.
4. Auf dem Meranplatzl liegt die kleine, um 1400 erbaute h, Geist-
kirche des 1395 neu erstandenen Marktspitales. Der zierliche gothische Bau
ist 14*20 m lang und 5*45 m breit und hat an der Südseite einen kleinen
Kapellenraum. Sehr bemerkenswert ist die innere Ausschmückung des Kirch-
leins, und zwar 2 Flügelaltäre, wovon der Hauptaltar der h. Dreifaltigkeits-
altar, der 1449 von Friedrich III. errichtet wurde, von besonderer Schönheit ist.
Krau ss, Die elierne Mark. 13
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918