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276 Das Thal cler Mur.
schlechtes der T e u f f e n b a c h , auf, deren Neuschloss im freundlichen
Pfarrdorfe Teuffenbach nun gleichfalls in Ruinen liegt. Hier mündet von
S. die Thaya in die Mur, die in tief eingegrabenem Bett, von St. Lam-
brecht, der alten Siedlung des Ordens des hl. Benedictus, herabzieht.
Die Mur durchzieht die breite auenreiche Niederung und erhält
gegenüber der Dorfschaft Niederwölz den Zufluss des kräftigen Wölzer-
baches, welcher von NW. aus dem breiten Wölzerthale herausströmt. In
ihm vereinigen sich die Bäche der drei ö. dem Katschthale zunächst
liegenden Thäler des Eselberges, Hinteregger- und des Schöttelgrabens,
welche vom Südhange des Hauptzuges der Tauern herabkommen.
Den bedeutendsten dieser Zuflüsse bildet der Schöttelbach, der in
den am Fuße des Hochwart in zwei Terrassen eingebetteten Seen seinen
Ursprung hat und bei dem mauerumgürteten, einst bischöflich Freising-'
sehen S täd tchen Oberwölz , nächst welchem die von schroffer Felsen-
wand herabschauende Burg R o t h e n f e l s das Landschaftsbild ver-
schönert, sich mit dem Wölzerbache vereinigt.
Der Mündung des W ö l z e r t h a l e s gegenüber schaut von einer
Terrasse der s. Thallehne das Schloss S c h r a t t e n b e r g , ein prunk-
voller thurmreicher Barockbau, weit ins Land ; unweit davon am Ausgange
des Thaies von Perchau liegen die Pfarrdörfer Scheifling und St. Lorenzen
dicht aneinander, zwischen ihnen erhebt sich die Ruine des Schlosses
Tschaka thu rn . Hier mündet von Süden das erwähnte Thal, durch welches,
über die Wasserscheide der Perchau die alte Poststraße, mit der Römer-
straße zusammenfallend, von Neumarkt ins Murthal führt.
Der Zug der Seethaleralpen drängt jetzt die Mur, die noch zwischen
den Auen des breiten Thalbodens hinzieht, immer mehr nordwärts.
Alsbald fesselt die nun sichtbar werdende Sagenreiche F r a u e n -
burg den Blick. Sie steigt terrassenförmig an bis zu jenem gigantischen
Thurmbau, welcher die älteste Burganlage bildet und heute noch nach
einem Jahrtausend ungebrochen vom Strome der Zeit die stolze Burgfeste
krönt. Ihr Anblick weckt gar mächtig die Erinnerung an Ul r ich von
L i e c h t e n s t e i n , der wohl an den romanischen Doppelfenstern der
Hochburg seine unvergänglichen Minnesänge dichtete. Was spätere
Zeiten dem Kern der ersten Burganlage angefügt haben, ist längst von
Sturm und Wetter gebrochen worden, nur auf der untersten Plattform er-
hebt sich noch das freundliche Kirchlein, welches als ä l t e s t e s deu tsches
S p r a c h d e n k m a l den Grabs t e in u n s e r e s Uo l r i ch „d ieses
Huses r e c h t e r Erbe" bewahrt.
Gegenüber der Burg am r. Ufer der Mur dehnt sich auf schmaler
Terrasse das Märktlein Unzmarkt aus, während in der Tiefe des Mur-
bettes dicht am Flusse die Schlote des großen fürstl. Schwarzenberg'schen
Walzwerkes qualmen. Bis hieher von der Grenze des Lungaues ist nahezu
Alles fürstl. Schwarzenberg'scher Besitz.
Nach dieser Perle des Murthalgaues nimmt das Thal wieder einen
einförmigen Charakter an, welcher nur durch das Ki rch le in Scheiben,
Schloss P i c h l h o f e n am 1. und dem Dorfe St. Georgen mit ur-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918