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296 Das Thal cler Mur.
Jänner 1806, sie erstreckte sich von Bruck bis Scheifling. Die letzte Invasion
kam wie die erste abermals von Kärnten über Einöd her, woselbst der
Vicekönig Eugen von Italien mit 24.000 Mann in Eilmärschen das Murthal
hinab zog, um am 25. Mai die österreichische Armee unter den Generalen í
Jellacic und Eßterhazy nach tapferster Gegenwehr so entscheidend zu schla-
gen, dass die Franzosen noch am gleichen Tage Leoben und Bruck besetzen
konnten. Die Invasion dauerte am längsten, und zwar bis Jänner 1810.
Namentlich die zweite und dritte Invasion schädigte die Wohlhaben-
heit der Bürgerschaft auf das schwerste, indem dieselbe außer den ali-
gemeinen Landes-Contributionen durch locale Contributionen an Geld,
Lehensmitteln und militärischen Bedürfnissen aller Art, sowie durch Tafelgelder
frechster Sorte für die Officiere auf das äußerste bedrückt wurde. Dabei
fehlt es einerseits nicht an brutalsten Gewaltacten, andererseits aber auch
nicht an Thatcn heldenhaften Mannesmuthes dem Feinde gegenüber.
Die aufs äußerste erbitterte Landbevölkerung nahm dafür aber auch
an den Fremdlingen, wo es nur möglich war, blutige Rache, und die
sichere Büchse vieler Jäger und Wildschützen sandte fast täglich ver-
einzelten Franzosen die Todeskugel zu und zahlreiche Leichen trug die Mur
in diesen Tagen durch das Oberland.
In das 19. J a h r h u n d e r t fä l l t der Umschwung auf allen
Gebie ten des E i senwesens . Der be rühmte a l te s t e i e r i s c h e
E i senhammer , der sch ie r u n e r s c h ö p f l i c h e Fami l i en sch atz
ganze r G e s c h l e c h t e r , wird zue r s t von der G e w e r b e f r e i -
he i t b e d r ä n g t , sodann aber von der r i e s igen C a p i t a l s -
mach t g r o ß e r A c t i e n g e s e l l s c h a f t e n ganz ve rn i ch t e t und
an S te l le j ene r v ie len hunde r t Hämmer , die übe ra l l
poch ten , wo nur ein Alpenbach r a u s c h t e , e n t s t e h e n
wen ige g roße C e n t r a i s t ä t t e n der E i s e n i n d u s t r i e und
dami t ha t d i e se lbe ihre v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e B e d e u t u n g
für Obe r s t e i e r e ingebüß t .
Mit diesem Umschwünge aller Verhältnisse begann auch eine Reihe für
das Oberland charakteristischer Volksgestalten, die zu den Eigenthümlichkeiten
des Murthaies gehörten, zu verschwinden, so der F lößer , der Hammer-
und Sensenschmied , sowie der zur Sippe gehörige Köhler.
Heutf, wo zahllose Lastenzüge riesige Warenmengen über Berg und
Thal verführen, kann man kaum die Bedeutung der F l o ß f a h r t für
Handel und Wandel ermessen. Die g roße W a s s e r s t r a ß e der
Mur, die vom Oberland ins Unterland zieht, war zugleich der w ich t i g s t e
Hande l s weg zwischen dem erz- und s a l z r e i chen Ober-
lande und dem wein- und g e t r e i d e r e i c h e n Un te r l ande .
Von Judenburg abwärts schwammen ohne Unterlass die großen mit Tonnen,
Ballen, Kisten, Speikfässern, Brettern und allerlei Geräthe reichlich beladenen
Flöße und Plätten gegen das Unterland, woselbst mindestens die Plätten
wieder mit Weinfässern belastet mittelst Schiffszuges, welcher am soge-
nannten Treppelweg mittelst Pferden bewerkstelligt wurde, in das Ober-
land geführt wurden.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918