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Obdach.
Die spätgothische Malerei zeigt auf kalkweißem Grunde allerlei
stilisierte Blumen, die von den vier Ecken der Rautenfelder ausstrahlen
und sich mit ihren Ranken kurz verästen. Eines der Rautenfelder zeigt
auch in der Mitte das Schweißtuch der h. Veronika. Von der baulichen
Construction ist noch das starke Einschieben der Wanddienste in den
Schiffsraum von Interesse.
Unsere Wanderung gegen Obdach fortsetzend, begegnen wir eine
halbe Stunde vor Kathal die Ruine des Jagdschlosses Jagershausen der
Grafen v. Montfort. Bald hierauf zeigt sich zur Rechten der baumlose Zug
der Seethaler Alpen mit dem Zirbitzkogel. Bei der Schönbacher'sclien nett
gebauten Zeugschmiede beginnt nun die Straße, an der ö. Lehne hinziehend,
anzusteigen. Bald taucht der Thurm der hochgelegenen Obdacher Pfarr-
kirche auf und alsbald erblickt man auch schon den Markt, welcher auf
einer geräumigen, ö. von Größenberg und w. von den Seethaleraipen um-
schlossenen Hochebene am Einflüsse des Rosenbaches in den Lausingbach
biegt. Am w. Rande des Plateaus erhebt sich das Schloss Admontbüchl.
Obdach.
G a s t h ä u s e r : Grogge r 8 Z., hübsches Extrazimmer, großer
Sitzgarten; Wolf, Fleischbauer, 2 Z„ Extrazimmer, beide Gasthöfe besonders
zu empfehlen, dann S ch eib er . 2 Z., Extrazimmer, und L e d e r e r, 4 Z.,
einfach, aber ganz gut, auch Roth l e i tne r und K o v a c - L e b z e l t e r .
Pos t - und T e l e g r a f e n - S t a t i on mit zweimaliger Tagesfahrt
von Judenburg nach Wolfsberg und retour (Judenburg 2V2 Stdn. 1 fl. 35 kr.).
Vo lks schu le 4classig, g. unter Josef II.
Ve re ine : Feuerwehr, g. 1873, Gesangsclub, g. 1880 und Lese-
club, g. 1886, Lehrerverein, g. 1893, Veteranenverein, g. 1890.
E r i n n e r u n g s f e s t e , Vo lksgeb räuche : Erntefest mit Pro-
cession am Maria Namenstag. Fuhrleutjalirtag erster Sonntag nach Pfingsten.
Ausstecken von Haselzweigen an den Fenstern zur Sonnenwende.
Wetterläuten, Giebigkeit hiefür : Brot, Fleisch, Flachs, Branntwein
und Getreide.
Sagen aus der O b d a c h e r Gegend : Leonhard Sturmayer,
Besitzer der heute noch bestehenden Sturmayer-Realität, verbarg sich heim
Türkeneinfall am 9. August 1480 im Lobenwalde in einer Höhle, wurde
jedoch entdeckt und gefesselt nach Kärnten geführt; als er aber nun den
Thurm der St. -Leonhardskirche erblickte, gelobte er, im Falle seiner
Befreiung, die Kirche ringsum mit einer dreifachen Eisenkette zu umspannen.
Thatsächlich gelang ihm die Flucht, und zwar an der Stelle, wo auf der
Glanzenbrücke ein Weg nach St. Peter abzweigt. Sturmayer hielt sein
Gelöbnis und umspannte die Kirche mit der Eisenkette, die nun allerdings
verschwunden ist, woran jedoch noch die Säulen, die sie trugen, erinnern.
Die Fußeisen, mit welchen Sturmayer gefesselt war, befinden sich noch
heute im Familienbesitz, und zwar bei Verwandten der Helene Sturmayer
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918