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396 Obdach.
Hans Grasherge r . Am 2. Mai 1836 wurde dem Weißgärber
Josef Grasberger in Obdach ein Knäblein geboren und auf den Namen Hans
getauft. Der Vater war viel gewandert, bevor er sich zu Obdach niederließ,
und man bezeichnet das Nagelschmiedhaus als dessen bürgerliches Anwesgn.
Später kam Josef G. durch Unglücksfälle um Haus und Hof und brachte
sich nun in vielerlei Thätigkeit durch. Wir hören aus dieser Zeit, dass
er auch Bilder auf Glas malte, Transparente zu Schützenscheiben, ja sogar
Aquarelle fertigte und als Erzähler, als „Lügner" gerne gelitten war. Dessen
Gattin, die Mutter des Hans, Anna, eine geborene Reinerin, war eine würdige
Frau, immer arbeitsam, frohmüthig und gutherzig bis ins hohe Greisenalter.
Als sie 92 Jahre alt die Augen schloss, setzte ihr Hans ein gar schönes
schmiedeisernes Kreuz mit der Inschrift: „Anna Grasberger, geb. Reinerin,
Bürgerin. Sie schloss ihr arbeitsames Leben 92jährig am 18. Juni 1886."
Noch 80jährig ließ sie die Nadel nicht rasten, Bettdecken nach ihren
Kreidezeichnungen absteppend. Nie verließ sie ihr schlagfertiger Witz.
Hans lernte in der Schule gar leicht, nur mit dem Musicieren hatte
der Schullehrer Franz Swoboda mit ihm sein Kreuz. Auch als Ministrant
und Halterbub finden wir den kleinen Hans in Thätigkeit.
Die Rittergeschichten von Cramer, Spieß und Lafontaine waren die
erste Leetüre des Knaben.
Im Herbst 1849 bestieg G. mit Falb das Wägelchen, welches sie
nach der Benedictiner-Abtei St. Lambrecht bringen sollte, um daselbst als
Sängerknaben zu wirken und dabei ihr Examen aus den Lateinschulen
zu machen. Es zeigte sich hier wieder, dass das Studium Hans keinerlei
Schwierigkeiten bot, ja dass er in Einem Jah re die dritte, vierte und
fünfte Gjminasialclasse absolvieren konnte. Nach vierjährigem Aufenthalte
im Kloster, eine glückliche Zeit, die für G. heute noch ein sonniges Er-
innerungsgut bildet, kam Hans nach Klagenfurt, wo er die Aufnahms-
prüfung für die siebente Gymnasialclasse leicht bestand. Lehrern wie
P. Odilo und P. Justus zollt G. heute noch ein dankbares Gedenken,
Conrad v. Forcher-Ainbach und Oberlandesgerichtsrath Iberer sind ihm aus
der Klosterzeit Freunde geblieben. Das Stift gab der Jugend ihr Recht
und nie hörten die Jungen ein Wort der Intoleranz
In Klagenfurt schloss G. mit der mit Auszeichnung bestandenen
Reifeprüfung die Lateinschulen ab. Auch diese Zeit, wo er das kärnt-
nerische Volkslied lieben lernte, bewahrt für G. schöne Erinnerungen, so
namentlich an die Familie des Stadtphysikers Dr. Adam B i m b a eher,
dessen edle Gat t in G. den Weg nach Wien bahnte.
Am 3. October 1855 betrat G. Wien, um als Jurist inscribiert zu
werden, aber nur die geschichtlichen Fächer hatten Reiz für ihn.
Auch in Wien fand G. liebevolle Aufnahme und seien nur genannt die
Familien des Theehändlers Trau, des Oberfinanzrathes v. Hau segg er, des
Directors v. P len ter, des Kaufmannes Franz Breither, der in conser-
vativen Kreisen eine Rolle spielte. Dieser wurde für lange Zeit bedeutsam
für G., indem er diesem vorerst zu einer Pilgerfahrt nach Jerusalem und
später zur Mitarbeiterschaft bei dem conservativen Blatte „Der Volks-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918